Nach Jahrzehnten des Leerstands gibt es eine neue Perspektive für das denkmalgeschützte Areal am Bogensee bei Wandlitz. Das Land Berlin überlässt der Gemeinde das Gelände bis Ende 2027. Damit rückt eine mögliche Nachnutzung des geschichtsträchtigen Ortes wieder in den Fokus.

Das Bogensee-Ensemble, zu dem auch die ehemalige Goebbels-Villa gehört, bleibt Eigentum des Landes Berlin. Die Gemeinde Wandlitz übernimmt bis 2027 die Bewirtschaftung und plant öffentliche Führungen sowie Beteiligungsformate zur Zukunft des Areals. Mit der befristeten Überlassung will das Land Berlin der Gemeinde Wandlitz ermöglichen, tragfähige Konzepte für Erhalt und Nutzung zu entwickeln. / © Foto: Wikimedia Commons, Olaf Tausch, CC BY 3.0
© Titelbild: Wikimedia Commons, Olaf Tausch, CC BY 3.0
Das Areal am Bogensee liegt in einem bewaldeten Gebiet nördlich von Berlin, unweit der brandenburgischen Gemeinde Wandlitz. Es umfasst rund 16 Hektar Land mit mehreren Gebäuden. Neben der Villa von Joseph Goebbels, befand sich dort eine Jugendhochschule aus der Zeit der DDR.
Der Komplex steht unter Denkmalschutz und dokumentiert die politische und gesellschaftliche Nutzung des Ortes über Jahrzehnte hinweg. Heute sind viele Bauten stark sanierungsbedürftig und von Verfall bedroht, dennoch bleibt das Ensemble ein bedeutendes Zeugnis deutscher Zeitgeschichte.
Berlin übergibt das Bogensee-Areal: Wandlitz übernimmt Verantwortung bis 2027
Das Land Berlin hat beschlossen, das denkmalgeschützte Areal am Bogensee bis Ende 2027 an die Gemeinde Wandlitz zu übergeben. Grundlage dieser Vereinbarung ist das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“, das Kommunen bei der Entwicklung besonderer Orte unterstützt. Wandlitz darf die Gebäude und Außenflächen künftig für Führungen, Veranstaltungen und öffentliche Besichtigungen nutzen. Berlin bleibt Eigentümer und überlässt das Gelände unentgeltlich. Ziel ist es, gemeinsam mit dem Landkreis Barnim ein tragfähiges Konzept für die Zukunft zu erarbeiten.
Die Überlassung soll der Gemeinde Zeit geben, die Potenziale des Geländes zu prüfen und Ideen zu konkretisieren. Während Berlin die jährlichen Bewirtschaftungskosten von etwa 200.000 bis 300.000 Euro weiterhin trägt, verpflichtet sich Wandlitz, die Verwaltung zu übernehmen und neue Verträge mit Versorgern und Dienstleistern abzuschließen. So entsteht Raum, um Perspektiven zu entwickeln, ohne den laufenden Betrieb zu gefährden.
Fördermittel für eine Perspektivstudie: Kosten für die Nutzung des Bogensee-Areals
Die Gemeinde Wandlitz finanziert gemeinsam mit dem Landkreis Barnim und dem Bund eine Perspektivstudie, deren Kosten bei rund 870.000 Euro liegen. Sie soll aufzeigen, wie das Areal architektonisch, denkmalpflegerisch und wirtschaftlich entwickelt werden kann. Etwa 600.000 Euro stammen aus dem Bundesförderprogramm, während der Rest aus kommunalen Mitteln und Geldern des Landkreises kommt. Erste Ergebnisse werden Mitte kommenden Jahres erwartet.
Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) bezeichnet die Vereinbarung als wichtigen Schritt. Frühere Verkaufs- und Investorenverfahren seien gescheitert, weil die Kosten zu hoch und tragfähige Konzepte nicht vorhanden gewesen seien. Nach aktuellen Schätzungen könnten bis zu 300 Millionen Euro notwendig sein, um die Anlage vollständig zu sanieren. Die Zusammenarbeit mit Wandlitz soll deshalb neue Wege eröffnen, ohne das Land finanziell zu überlasten.
Geschichte und Gegenwart des Geländes in Brandenburg: Vom NS-Landhaus zur FDJ-Hochschule
Das Gelände blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. In den 1930er-Jahren ließ Joseph Goebbels dort ein Landhaus errichten, das später erweitert und im Krieg als Rückzugsort genutzt wurde. Nach 1945 übernahm die Freie Deutsche Jugend (FDJ) das Areal und richtete dort die Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ ein. Nach der Wiedervereinigung nutzte der Internationale Bund für Sozialarbeit die Gebäude bis 1998, seither stehen sie leer.
Heute sind viele Teile in marodem Zustand, einige jedoch denkmalgeschützt. Ein Nebengebäude wird weiterhin von der Waldschule Bogensee genutzt. Das Ensemble gilt aufgrund seiner Geschichte als einzigartig.
Hinweis der Redaktion: In einer der kommenden Folgen unseres Podcasts „Metropole im Wandel“ werden wir uns ausführlich mit der Geschichte und den möglichen Perspektiven des Areals nördlich von Berlin auseinandersetzen.

Die frühere FDJ-Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ ist Teil des historischen Bogensee-Areals, das das Land Berlin bis Ende 2027 unentgeltlich an die Gemeinde Wandlitz überlässt. Die Gebäude sollen im Rahmen einer Perspektivstudie auf ihre künftige Nutzung untersucht werden. / © Foto: Wikimedia Commons, Deutsche Fotothek, CC BY-SA 3.0 DE
Quellen: Landkreis Barnim, rbb24, Tagesspiegel, Deal Magazin
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