Entlang der Dietzgenstraße in Pankow soll auf einer bislang ungenutzten Fläche des Friedhofs Nordend ein neues Wohnquartier entstehen. Der Bezirk plant rund 260 Wohnungen in städtischer Trägerschaft. Ein Projekt, das sowohl Chancen für neuen Wohnraum als auch Fragen zur Nutzung ehemaliger Friedhofsflächen aufwirft.

Blick auf das geplante Bauareal an der Dietzgenstraße. Hier sieht der Bezirk Pankow die Entwicklung eines neuen Wohngebiets mit sozialem und ökologischem Anspruch vor. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Entlang der Dietzgenstraße sollen auf den Flächen des Friedhofs Nordend in Pankow ein neues Wohnquartier entstehen. Geplant sind über 250 neue Wohnungen, die Berlin dringend benötigt. Im Rahmen des Verfahrens laufen Landschafts- und städtebauliche Konzepte, unter anderem begleitet von Landschaftsplanungsbüros.
Bereits 2019 begann das Verfahren mit ersten Entwürfen. Seitdem standen Fragen zur Einbindung in die bestehende Infrastruktur und zur Verkehrserschließung im Fokus. Vorgesehen ist keine dichte Bebauung im Inneren des Friedhofs, sondern eine Randbebauung entlang der Straße. Am 14. Oktober 2025 stellte der Bezirk Pankow gemeinsam mit dem Stadtentwicklungsamt und dem Landschaftsplanungsbüro Hemeier den Bebauungsplan 3-85 im Rahmen eines öffentlichen Rundgangs vor.
Berlin-Pankow: 260 neue Wohnungen neben einem Friedhof
Nach aktuellem Stand sollen rund 260 neue Wohnungen entstehen. Der Entwurf sieht U-förmige Wohnblöcke und Riegel vor, die an die vorhandene Grünstruktur des Friedhofs anschließen. Teile der bestehenden Vegetation sollen erhalten bleiben und als landschaftlicher Übergang in das neue Quartier wirken. Geplant sind zudem Lärmschutzmaßnahmen, um die Nähe zur Straße abzufedern.
Im Erdgeschoss wird die Integration sozialer Infrastruktur geprüft. Denkbar sind eine Kindertagesstätte sowie kleinere gewerbliche Nutzungen wie ein Späti oder ein Kinderladen. Auch die Anlage einer Quartiersgarage zur Unterbringung von Pkw-Stellplätzen ist Gegenstand laufender Untersuchungen. Die ökologische Begleitung des Projekts umfasst unter anderem Grün- und Ausgleichsflächen, um Klima und Landschaft zu berücksichtigen.
Wohnquartier in Pankow: Attraktive Lage im wachsenden Stadtteil Nordend
Der Stadtteil Pankow-Nordend hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem beliebten Wohnort entwickelt, besonders für Familien. Die Lage des geplanten Quartiers an der Dietzgenstraße bietet eine gute Nahversorgung mit Supermärkten, Gastronomie, Apotheken und einer bestehenden Kita in fußläufiger Entfernung. Damit fügt sich das Vorhaben in eine bereits gut ausgebaute Infrastruktur ein.
Unweit des geplanten Areals sollen im Elisabeth-Aue-Quartier rund 5.000 weitere Wohnungen entstehen. Der städtebauliche Wettbewerb für das Areal ist bereits gestartet. Geplant sind dort auch Schulen, Kitas sowie Flächen für Büros und Einzelhandel – ein Hinweis darauf, dass die Entwicklung des Berliner Nordens in den kommenden Jahren stark an Fahrt aufnehmen wird.
Wandel der Friedhofsnutzung: In der Dietzgenstraße entsteht Wohnraum
Die Nutzung von Teilen des Friedhofs für Wohnungsbau mag ungewöhnlich erscheinen, doch sie hat nachvollziehbare Gründe. Vertreter des Bezirksamts Pankow erklärten, dass sich die Bestattungskultur in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert habe. Die Nachfrage nach traditionellen Wahl- und Reihengräbern sinkt, während kostengünstigere Urnen- und Gemeinschaftsgräber zunehmen. Dadurch entstehen auf vielen Friedhöfen ungenutzte Flächen.
Diese Flächen können – sofern sie nie für Bestattungen genutzt wurden – für andere Zwecke aktiviert werden. Für den Friedhofsverband bedeutet das zugleich eine Möglichkeit, langfristig wirtschaftlich zu arbeiten. Für die Stadt wiederum entsteht Potenzial, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig bestehende Flächen ressourcenschonend zu nutzen.
Öffentliche Beteiligung zum Entwurf „Friedhof Nordend“ bis 1. November 2025
Zu den größten Herausforderungen des Projekts gehören Verkehr, Erreichbarkeit und Umweltaspekte. Zwei neue Straßenbahnhaltestellen sind geplant, um das Quartier besser an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden. Dafür muss die Dietzgenstraße verbreitert werden. Gleichzeitig sollen Grünanteile und Freiflächen im Umfeld bewahrt werden, um das ökologische Gleichgewicht zu erhalten.
Das Bebauungsplanverfahren 3-85 befindet sich derzeit in der Phase der öffentlichen Beteiligung. Noch bis zum 1. November 2025 können Bürgerinnen und Bürger ihre Anmerkungen und Ideen einreichen. Die Ergebnisse sollen in die weitere Planung einfließen und helfen, das Quartier an der Dietzgenstraße zu einem städtebaulich verträglichen und sozial ausgewogenen Projekt zu entwickeln.

Auf dem vorgesehenen Baugrundstück an der Dietzgenstraße ist derzeit ein Steinrestaurierungsbetrieb ansässig. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Die zu bebauenden Flächen parallel zur Dietzgenstraße werden nicht als Friedhofsfläche genutzt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Die Fläche links von der Friedhofsallee ist mit Bändern gekennzeichnet. So wird klar bis wohin sich eine mögliche Bebauung ziehen kann. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: Bezirksamt Pankow, Tagesspiegel
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