Am Gerhart-Hauptmann-Platz in Hamburg endet ein millionenschweres WC-Projekt mit einem Rückbau. Statt der umstrittenen Toilettenanlage soll nun ein Neubau mit neuen Nutzungsperspektiven entstehen – und einer modernen WC-Anlage.

Die Stadt Hamburg zieht beim gescheiterten City-WC die Reißleine. Jetzt soll ein Neubau dem zentralen Platz eine neue Rolle geben. / © Foto: Wikimedia Commons, AltSylt / CC BY-SA 4.0
© Titelbild: christoph ingenhoven architects Pixelflakes
Die unterirdische City-Toilette am Gerhart-Hauptmann-Platz in Hamburg wird nicht mehr realisiert. Nach jahrelanger Planung und hohen Kosten zieht die Stadt nun die Reißleine und beendet das Bauprojekt endgültig. Stattdessen soll der Platz künftig neu gestaltet und mit einer alternativen Toilettenlösung sowie einem größeren Neubauvorhaben aufgewertet werden.
Gerhart-Hauptmann-Platz in Hamburg: Dauer-Baustelle wird aufgelöst
Ursprünglich war geplant, die rund zwei Millionen Euro teure WC-Anlage nach einem Wasserschaden umfassend zu sanieren und 2027 wieder in Betrieb zu nehmen. Doch die anhaltenden Verzögerungen, der immense logistische Aufwand sowie die Ausdehnung der Baustelle führten dazu, dass das zuständige Bezirksamt die Genehmigung für die Baustelleneinrichtung nicht weiter verlängerte.
Wie Stadtreinigung und Umweltbehörde mitteilten, habe man sich im Interesse der Innenstadtakteure entschieden, die Bauarbeiten nicht fortzuführen. Die unterirdische Gebäudehülle werde in den kommenden Wochen verfüllt, der Platz erhalte sein ursprüngliches Pflaster zurück. Die Entscheidung sei einvernehmlich zwischen allen Beteiligten getroffen worden.
Defekte WC-Anlage im Hamburger Zentrum: Kritik an Kosten und Ablauf
Die gescheiterte Sanierung der Toilettenanlage ruft deutliche Kritik hervor. Nach nur drei Monaten Betrieb musste die modernisierte Anlage 2023 wegen eines Wasserschadens geschlossen werden. Die Ursache lag nach offiziellen Angaben in einem Konstruktionsfehler, der eine wasserdichte Wanne verhindert hatte. Nun prüft die Stadt mögliche Regressforderungen gegen das verantwortliche Unternehmen, wie das Hamburger Abendblatt berichtet.
Auch der Steuerzahlerbund äußerte scharfe Kritik: Der Fall stehe exemplarisch für planerische Versäumnisse, während an anderer Stelle ambitionierte Großprojekte wie Opernhaus oder Elbtower verfolgt würden. Das Aus für die Toilettenanlage sei ein teurer Rückschlag für die öffentliche Infrastruktur in der Hamburger Innenstadt.
Gerhart-Hauptmann-Platz: Erleichterung bei Innenstadtakteuren
Trotz der finanziellen Verluste löste die Nachricht bei Händlerinnen, Veranstaltern und Gewerbetreibenden rund um den Gerhart-Hauptmann-Platz Erleichterung aus. Die jahrelange Baustelle habe die Aufenthaltsqualität und Erreichbarkeit der City spürbar beeinträchtigt. Vertreter der Innenstadtakteure begrüßten, dass die Fläche bald wieder frei zugänglich sein wird.
Insbesondere für den Weihnachtsmarkt auf dem Platz sei dies eine positive Entwicklung. Auch Vertreter aus der Bezirkspolitik bezeichneten den Baustopp als konsequenten Schritt, um eine weitere jahrelange Blockade des zentralen Platzes zu verhindern.
Mönckebergstraße: Neue Toilettenlösung und alternative Nutzung stehen in Aussicht
Ganz ohne öffentliche WC-Anlage soll der Platz jedoch nicht bleiben. Nach Angaben der zuständigen Behörden gibt es erste Planungen für eine mobile Toilettenlösung, die kurzfristig realisiert werden könnte. Langfristig soll eine neue öffentliche Toilettenanlage im geplanten Neubau des Haus der digitalen Welt entstehen.
Das Gebäude, das an der Mönckebergstraße entstehen soll, wird neue Nutzungen, Aufenthaltsqualitäten und städtebauliche Impulse für den Platz schaffen – so wünschen es sich jedenfalls die Projektverantwortlichen. Vertreter des Innenstadtmanagements sehen darin eine wirtschaftlichere und nachhaltigere Lösung als den Weiterbau der gescheiterten unterirdischen Anlage.
Geplanter Neubau soll Gerhart-Hauptmann-Platz neu definieren
Mit der Entscheidung für das Ende der Toilettenbaustelle ist der Weg frei für eine umfassendere Neugestaltung des Gerhart-Hauptmann-Platzes. Der geplante Neubau des Hauses der digitalen Welt könnte dem Ort künftig eine neue Bedeutung geben.
Neben der Integration öffentlicher Infrastruktur sind auch neue kulturelle und soziale Nutzungen denkbar, die den Platz langfristig aufwerten könnten. Die Stadt will mit dem Projekt nicht nur ein gescheitertes Vorhaben hinter sich lassen, sondern zugleich ein Signal für eine lebendige, attraktive Innenstadt setzen. Der Unmut über die langanhaltende Dauerbaustelle, die nun zugeschüttet werden soll, wird aber sicher noch eine Weile andauern.
Quellen: christoph ingenhoven architects Pixelflakes, hamburg.de, Hamburger Abendblatt, Deutsches Architektur forum
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