Während andere Städte längst mit Konzepten und Kampagnen um die Austragung der Olympischen Spiele werben, herrscht in Berlin noch Zurückhaltung. ENTWICKLUNGSSTADT zeigt, wie Olympia in der Hauptstadt aussehen könnte – von der Waldbühne bis zur Reichstagswiese.

Dressur- und Springreiten auf dem Maifeld im Olympiapark? Eine von zahlreichen Möglichkeiten, die vorhandenen Flächen in Berlin für die Austragung von Sport-Wettkämpfen zu nutzen. Zumal die historischen Tribünen derzeit aufwendig saniert und in Teilen neu gebaut werden. / © Foto: Wikimedia Commons, mit KI bearbeitet

© Foto Titelbild: Depositphotos.com / mit KI bearbeitet

 

Will Berlin überhaupt Olympia? Während München längst abgestimmt und Hamburg bereits Visualisierungen seines Olympia-Konzepts veröffentlicht hat, herrscht in der Hauptstadt weitgehend Stillstand. Von einer Kampagne im Stadtbild fehlt jede Spur, und der Berliner Senat wirkt unentschlossen und schlecht vorbereitet. Lediglich sechs Berliner Profi-Sportvereine wollen öffentlich für das Projekt werben, der Senat selbst ist in Sachen Olympia erstaunlich einsilbig.

Das offizielle Konzept bleibt vage, Zuständigkeiten sind unklar, und die Öffentlichkeit wartet auf greifbare Ideen. Doch die Zeit drängt, denn der Wettbewerb um die Austragung Olympischer Spiele ist längst in vollem Gange, doch Berlin scheint sich selbst im Weg zu stehen.

In Berlin steigt ein Sport-Event nach dem nächsten, aber Olympia scheint kein Thema zu sein

Bereits Ende vergangener Woche hatten mehrere Medien über die schleppende Vorbereitung der Berliner Olympia-Bewerbung berichtet. Während die Hauptstadt sportlich mit Großereignissen wie dem Marathon und dem bevorstehenden NFL-Spiel im Olympiastadion glänzt, herrscht im Senat auffällige Zurückhaltung.

Die zentrale Steuerungsgruppe ist weiterhin nicht vollständig besetzt, und auch die Innenverwaltung arbeitet nur eingeschränkt an der Bewerbung. Hinter den Kulissen ist von Abstimmungsproblemen und fehlender Initiative seitens der Verantwortlichen die Rede. Während andere Städte längst mit Begeisterung werben, sucht Berlin weiterhin nach Struktur, Konzept und öffentlicher Beteiligung.

Olympia in Berlin: So könnte das Mega-Sportereignis in der deutschen Hauptstadt aussehen

Dabei sollte es zumindest kein Ding der Unmöglichkeit sein, der Öffentlichkeit erste Visualisierungen zu präsentieren, wie das Großereignis in der gesamten Stadt aussehen könnte. Das haben die Initiatoren der EXPO-Kampagne schließlich auch hinbekommen, ohne dass die konkreten Projekte und Bauvorhaben schon feststehen würden. Letztlich geht es darum, zu zeigen, wie Berlin die Olympischen Sommerspiele ausrichten würde.

Vieles von dem, was der Berliner Senat vorhat, liegt auf der Hand – und orientiert sich an den vergangenen Olympischen Sommerspielen in Paris, bei denen viele Veranstaltungen im Stadtraum durchgeführt wurden. Pariser Platz, Tempelhofer Feld, Waldbühne, Maifeld, Reichstagswiese oder Lustgarten – spannende Orte gäbe es in Berlin tatsächlich zu Hauf.

Dazu kommen bereits bestehende Sportstätten, die für die Olympischen Spiele genutzt werden könnten: Olympiastadion, die Arenen im Uber Quartier, Max-Schmeling-Halle, Velodrom und das dann ausgebaute Stadion an der Alten Försterei sowie das neue Leichtathletikstadion im Jahnsportpark. Auch ein mögliches neues Hertha-Stadion, welches im Olympiapark entstehen soll, könnte dazugehören. Der Bau dieses Stadions könnte sogar direkt davon abhängen, ob Berlin sich für die Olympischen Spiele bewirbt (und die Finanzierung der Arena Teil des Olympiakonzepts wird).

Aufgabe des Berliner Senats: Begeisterung für Olympia entfachen

Für den Olympia-Beauftragten Kaweh Niroomand ist es so nicht einfach, die Begeisterung der Berlinerinnen und Berliner für eines der größten Sportereignisse weltweit zu entfachen. Wer die Berliner Seele kennt, der weiß, dass dies kein leichtes Unterfangen ist, trotz erfolgreich durchgeführter Großveranstaltungen wie Fußball-Europameisterschaft oder Special Olympics, die der Stadt hunderte von Millionen Euro Stadtrendite beschert haben.

Um die Vorstellungskraft der Berliner Bevölkerung mit klaren Visionen zu bedienen, braucht es Bilder und Visionen. Dass sich der Berliner Senat so schwer damit tut, zeigt offenbar leider, wie recht die Pessimisten unter den Sportbegeisterten in Berlin und Brandenburg wohl haben. Denn eigentlich gibt es nach jüngsten Umfragen eine knappe Mehrheit für eine Olympia-Bewerbung, doch viele Berlinerinnen und Berliner äußern die Befürchtung, dass die Berliner Politik es nicht hinbekommen würde.

Olympia in Berlin: Beachvolleyball in der Waldbühne, Fechten im Flughafen Tempelhof?

Um sich vorzustellen, wie Olympia in Berlin aussehen könnte, braucht es also Bilder und Visualisierungen möglicher temporärer Sportstätten, denn ungenutzte Immobilien gibt es in Berlin ja einige, allen voran der Flughafen Tempelhof, in dessen riesigen Hangars zahlreiche Indoor-Sportarten untergebracht werden könnten: Ringen, Judo, Boxen, Fechten oder Tischtennis.

Auch für die Open-Air-Wettbewerbe könnte Berlin seinen Stadtraum zur Verfügung stellen: Geher-Wettbbewerbe im Tiergarten, Beachvolleyball in der Waldbühne, Kletterwettbewerbe im Schatten des Fernsehturms, Skateboard, BMX und 3×3 Basketball auf dem Tempelhofer Feld. ENTWICKLUNGSSTADT hat zehn KI-generierte Visualisierungen erzeugt, die zeigen, wie Olympia in Berlin aussehen könnte. Vielleicht als kleine Inspiration für den Berliner Senat.

Olympisches Bogenschießen vor der Kulisse des Alten Museums im Berliner Lustgarten – so könnte es aussehen. / © Foto: Depositphotos.com, mit KI bearbeitet

Fechten in der historischen Abfertigungshalle des Flughafens Tempelhof? So könnten die Wettbewerbe aussehen, mit modularen Tribünen und wechselnden Disziplinen. / © Foto: Wikimedia Commons, mit KI bearbeitet

Vorbild Paris: Die olympischen Kletterwettbewerbe könnten auf dem Tempelhofer Feld durchgeführt werden. Anschließend würden die Wettkampfstätten wieder abgebaut werden, das Tempelhofer Feld würde auch weiterhin für die Berliner Bevölkerung als Naherholungsfläche zur Verfügung stehen. / © Foto: Wikimedia Commons, mit KI bearbeitet

Ein Tennis-Stadion direkt vor dem Reichstag? Olympia könnte es möglich machen, die Wiese vor dem Reichstagsgebäude wurde schon während der WM 2006 und zur Fußball-EM 2024 genutzt, um mobile Bauten und kleinere Stadien in Holzbauweise zu realisieren. / © Foto: Depositphotos.com, mit KI bearbeitet

Vorbei am Kranzler Eck: Das olympische Straßenradrennen könnte auf dem Kurfürstendamm und in der gesamten Berliner City West durchgeführt werden. / © Foto: Wikimedia Commons, mit KI bearbeitet

Boxen im Hangar: In den sieben großen Hangars des einstigen Flughafens Tempelhof könnten verschiedene Wettbewerbe durchgeführt werden – Ringen, Judo, Boxen, Karate, Turnen oder Tischtennis. Die Sportstätten könnten temporär in die Hallen eingebaut und später wieder abgebaut werden. Die Kulisse wäre einzigartig. / © Foto: Wikimedia Commons, mit KI bearbeitet

Beachvolleyball in der Berliner Waldbühne: Direkt angrenzend an Olympiastadion und Maifeld könnten die Wettbewerbe der Beach-Volleyballer vor mehr als 20.000 Zuschauern in der altehrwürdigen Freiluftbühne durchgeführt werden. / © Foto: Wikimedia Commons, mit KI bearbeitet

Paris hat es vorgemacht, Berlin könnte es nachmachen: Schwimmwettbewerbe und der Triathlon-Wettbewerb könnten in der Spree durchgeführt werden – wenn denn die Wasserqualität stimmt. / © Foto: Depositphotos.com, mit KI bearbeitet

Modernisierung und Erweiterung des Olympiaparks: Das Konzept des Planungsbüros Lindner für eine Überdachung des historischen Olympia-Schwimmbads ist nicht neu, könnte im Zuge einer Olympiabewerbung Berlins aber zusätzlichen Rückenwind bekommen. / © Visualisierung: Lindner Planungsbüro

Quellen: Berliner Zeitung, Berliner Senat, DOSB, hamburg.de, Der Tagesspiegel, RBB, Chat GPB, Depositphotos.com, Wikimedia Commons, DOSB, IOC, Lindner Planungsbüro

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4 Kommentare

  1. Löwe 3. November 2025 at 14:46 - Reply

    Eine neue und vielleicht auch eine der besten europäischen Film Serien, aus Polen, gewährt ein paar Einblicke in die Olympia Austragung während der Zeit und den Motiven der Nazi Diktatur in Breslau – wie mit Image schön Färberei versucht wurde das Ausland zu täuschen, 3 Jahre bevor der 2. Weltkrieg began https://www.imdb.com/title/tt32360916

    Wie ich hier woanders schon erwähnt hatte finde ich eine Bewerbung ist okay 100 Jahre später da unter völlig anderen Bedingungen. Allerdings birgt diese Austragung Risiken wirtschaftlicher Art, daher finde ich den Zeitpunkt nicht günstig, die Verantwortlichen sollten Ihre Kraft und Ressourcen dafür nutzen die Wirtschaft mit Blick auf die wachsende Bedrohung des Klimawandels weiter neu auszurichten und die potenziale des Landes nutzbar machen, ohne ideologische Vorurteile und Verkennung der Tatsachen.

  2. Löwe 3. November 2025 at 15:29 - Reply

    Diese Visualisierungen zeigen eine Olympia Austragung auf Basis bestehender Orte, was suggeriert das keine neuen Bauprojekte größerer Ordnung nötig seien.

    Wenn der Senat die Herzen Berlins für Olympia gewinnen möchte dann sollte kommuniziert werden mit welchen Kosten der Austragung zu rechnen sind, und mit welchen Einnahmen der Austragung, umso das wirtschaftliche Risiko zu definieren.

    Wir wünschen uns aber nicht wie bei „Berlin Modern“ eine Schätzung die sich dann mehr als verdoppelt https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin_Modern#Kosten und am Ende nicht den Ansprüchen gerecht wird.

    • Max 3. November 2025 at 16:20 - Reply

      Für viel Geld haben HdM einen ihrer schlechtesten Entwürfe abgeliefert, wobei man zugestehen muss dasss die versammelte Architektenschaft nichts wirklich großartiges abgeliefert hat. Lag es an den Vorgaben? Selbst Zaha Hadid Nachf. lieferten einen ungewöhlich öden Kasten ab, gar nicht ihr Stil.

  3. Berlin Fan 3. November 2025 at 19:07 - Reply

    Berlin ist die Hauptstadt unserer Nation. Fuer 83 MIll. Einwohner. Als Berlin Fan mitten in Deutschland wünsche ich mir fuer 2036 die Olympischen Spiele gerade in Berlin. Und selbst verständlich, Berlin schafft das.!! / Sogar das keine Brisbane hat den Zuschlag erhalten und wird es sicherlich bestens schaffen. Dann Berlin erst Recht!!!!

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