Der 7. Oktober war einst der zentrale Feiertag der DDR. Heute erinnert das Datum an den Terrorangriff der Hamas auf Israel. In Berlin wird mit zahlreichen Veranstaltungen der Opfer gedacht, begleitet von einem umfangreichen Sicherheitsaufgebot. Der 7. Oktober ist heute ein Datum, das weniger an Vergangenes erinnert, als vielmehr drängende Fragen an die Gegenwart stellt.

Das frühere Erinnern an die DDR tritt am 7. Oktober zunehmend in den Hintergrund, überlagert von den Ereignissen im Nahen Osten und ihren Nachwirkungen in Deutschland. Damit zeigt sich, wie sehr sich Bedeutung und Wahrnehmung eines Datums im Lauf der Zeit verschieben können. Auf diesem Bild ist eine propalästinensische Demonstration am Alexanderplatz zu sehen. / © Foto: Wikimedia Commons, Streets of Berlin
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Leonhard Lenz
Über Jahrzehnte galt der 7. Oktober im östlichen Teil Berlins als zentraler Feiertag der Deutschen Demokratischen Republik. Der sogenannte „Tag der Republik“ erinnerte an die Gründung des DDR-Staates im Jahr 1949.
In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden große Militärparaden, staatliche Ehrungen und kulturelle Veranstaltungen abgehalten, meist auf der dafür eigens errichteten und ausgelegten Karl-Marx-Allee.
Der 7. Oktober in der DDR: Nationalfeiertag, Militärparaden und Ehrungen
Mit dem politischen Wandel in den späten 1980er-Jahren änderte sich die Bedeutung des Tages: 1989 kam es anlässlich des 40. Jahrestags zu Protesten in Ost-Berlin. Sie wurden Teil der friedlichen Revolution, die wenige Wochen später zum Mauerfall führte.
Heute wird der 7. Oktober in großen Teilen der Bevölkerung allerdings in einem ganz anderem Zusammenhang wahrgenommen. Seit dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel im Jahr 2023 gilt er als Tag des Gedenkens an die Opfer und der Solidarität mit Israel. Mehr als 1.100 Menschen kamen damals ums Leben, Hunderte wurden verschleppt.
Überfall der Hamas auf Israel: Gedenkveranstaltungen am 7. Oktober in Berlin
In Berlin stehen am 7. Oktober mehrere Veranstaltungen im Zeichen des Erinnerns. Im ehemaligen Flughafen Tempelhof wurde eine Ausstellung eröffnet, die den Angriff auf das israelische Nova-Festival dokumentiert. Gezeigt werden Objekte, Fotos und Berichte von Überlebenden.
Auch am Brandenburger Tor finden Gedenkaktionen statt. Dort werden seit dem frühen Morgen des 7. Oktober die Namen der Opfer verlesen. Am Abend soll eine Lichtprojektion an die noch immer in Geiselhaft befindlichen Menschen erinnern.
Wachsende Gewaltbereitschaft: Polizei mit 1.400 zusätzlichen Kräften im Einsatz
Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt besonders am 7. Oktober vor Aufrufen zu Anschlägen auf pro-israelische Einrichtungen und vor der wachsenden Gewaltbereitschaft gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland. Nach Angaben der Polizei ist auch die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten seit Oktober 2023 deutlich angestiegen.
Angesichts der angespannten Sicherheitslage und der internationalen Bedeutung des Datums, ist die Polizei am 7. Oktober laut einer Meldung des Tagesspiegel mit rund 1.400 zusätzlichen Kräften im Einsatz.
Unterstützt werden sollen die Berliner Einsatzkräfte durch Kolleginnen und Kollegen aus mehreren Bundesländern. Polizeipräsidentin Barbara Slowik erklärt gegenüber dem Tagesspiegel, man wolle „Tag und Nacht präsent sein“, um jüdische Einrichtungen, Gedenkorte und Versammlungen zu schützen.
Nahost-Konflikt: Gespaltene Reaktionen und Demonstrationen
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas hat weltweit zu gespaltenen Reaktionen geführt. Während viele Menschen solidarisch mit Israel und den Opfern des Anschlags sind, wächst zugleich die Kritik an der militärischen Reaktion Israels im Gazastreifen.
Die israelische Regierung unter Benjamin Netanjahu ließ in Folge des Überfalls massive Luftangriffe und Bodenoffensiven durchführen. Laut dem Gesundheitsministerium in Gaza kamen seither rund 66.000 palästinensische Menschen ums Leben.
Ein Tag verändert seine Bedeutung – und ist nicht minder umstritten
Infolge des Krieges fanden zahlreiche pro-israelische wie pro-palästinensische Demonstrationen in Berlin statt. Zuletzt demonstrierten in der deutschen Hauptstadt nahezu 100.000 Menschen gegen das Vorgehen Israels im Gazastreifen, eine der größten Demonstrationen in Berlin in den vergangenen Jahren.
Während viele Veranstaltungen der vergangenen Jahre friedlich verliefen, kam es bei einigen zu Verstößen gegen Auflagen und zu strafbaren Äußerungen. Vertreter zivilgesellschaftlicher Initiativen mahnen, dass das Gedenken am 7. Oktober nicht zur politischen Spaltung führen dürfe. Sie plädieren für einen respektvollen Austausch, der Raum für Trauer und Dialog lässt.
Der 7. Oktober bleibt ein Spiegel gesellschaftlicher Brüche, damals wie heute
Aus einem ehemaligen Staatsfeiertag der DDR ist ein international aufgeladener Tag des Gedenkens und der Auseinandersetzung geworden. Der 7. Oktober steht heute weniger für die Geschichte eines untergegangenen Staates als für aktuelle politische Konflikte und globale Solidarität.
Das frühere Erinnern an die DDR tritt zunehmend in den Hintergrund, überlagert von den Ereignissen im Nahen Osten und ihren Nachwirkungen in Deutschland. Damit zeigt sich, wie sehr sich Bedeutung und Wahrnehmung eines Datums im Lauf der Zeit verschieben können. Der 7. Oktober bleibt ein Spiegel gesellschaftlicher Brüche; einst in Ost und West, heute in globalem Maßstab.

Der 7. Oktober war in der DDR nicht nur ein politischer, sondern auch ein identitätsstiftender Feiertag. Er diente der Demonstration staatlicher Stärke, der Loyalität zur Sozialistischen Einheitspartei und der Verankerung des sozialistischen Selbstverständnisses in der Bevölkerung. / © Foto: Bundesarchiv, Bild 183-08199-0001 / CC-BY-SA 3.0

In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden große Militärparaden, staatliche Ehrungen und kulturelle Veranstaltungen abgehalten, meist auf der dafür eigens errichteten und ausgelegten Karl-Marx-Allee. / © Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1988-1007-010 / CC-BY-SA 3.0
Quellen: Bundeszentrale für politische Bildung, Tagesschau, rbb, Die Zeit, Wikipedia, Berliner Morgenpost, Tagesspiegel
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3 Kommentare
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Ich verstehe nicht, wie entwicklungsstadt.de dieses verfassungsfeindliche Kommentar genehmigen konnte?! Das Grundrecht auf politische Meinungsbildung und Demonstration verbieten zu wollen, ist nichts anderes als autoritär und anti-demokratisch. Ich würde mir von den Betreibern der Website wünschen, dass verfassungsfeindliche Kommentare keine Bühne geboten wird.
Vielen Dank für den Hinweis, der Kommentar wurde übersehen und ist nun gelöscht.
Der 7.Oktober einerseits hatte etwas mit der DDR zu tun. Der andere 7. Oktober hat etwas mit Israel/ Palästina zu tun. Hier Vergangenheit und Deutschland betreffend, da Gegenwart, aber mit Deutschland nichts zu tun. Warum sollte sich da also irgendwas geändert haben? Deutschland ist nicht Israel oder Palästina.. oder hab ich da irgendwas verpasst? Bestimmt gibt es irgendwo in der Welt auch einen 7.Oktober mit irgendeiner dortigen Bedeutung…Hat aber auch mit Deutschland nichts zu tun. Gibt deshalb auch keine Veränderung! Was für ein GAGA Artikel!