Ein „Lost Place“ mitten in Niederschönhausen im Bezirk Pankow hat neues Leben eingehaucht bekommen: Das ehemalige Umspannwerk in der Idastraße wurde in den 2010er-Jahren behutsam saniert und beherbergt heute Wohnungen, Ateliers und Gemeinschaftsflächen.

Das Umspannwerk wurde in direkter Nachbarschaft zu einem alten Gleichrichterwerk erbaut. Während sich heute im ehemaligen Schalthaus (rechts) hauptsächlich Ateliers befinden, beherbergt das Gleichrichterwerk (links) Büros. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT
In einer ruhigen Nebenstraße am Rand von Niederschönhausen im Bezirk Pankow liegt das ehemalige Umspannwerk in der Idastraße 17-19. Errichtet wurden die Gebäude Ende der 1950er-Jahre, bis zum Jahr 1995 war es in Betrieb. Nach seiner Stilllegung verfiel das Gebäude über knapp zwei Jahrzehnte und wurde zu einem bekannten „Lost Place“ im Berliner Norden.
Erst 2014 bekam das Areal eine neue Geschichte: Die Baugruppe IDA GbR erwarb das Gelände und reaktivierte es behutsam in den folgenden Jahren. Gesteuert wurde das Projekt von der Institut für neue Industriekultur – INIK GmbH.
Pankow in den 1950er-Jahren: Umspannwerk in der Idastraße sollte wachsenden Strombedarf abdecken
1959 entstand das Umspannwerk in Pankow in Nachbarschaft zu einem seit 1928 bestehenden Gleichrichterwerk, das die Straßenbahnlinie 46E mit Strom versorgte. Es sollte den wachsenden Strombedarf im Ostteil Berlins abdecken. Das 2.500 Quadratmeter große Grundstück war straßen- und hofseitig bebaut. Hinter dem straßenseitig gelegenen, 36 Meter langen und sechs Meter hohen Schalthaus befand sich ein Lager- und Werkstattgebäude. Zwei rund 7 Meter hohe Türme mit umlaufenden Lüftungsöffnungen beherbergten die Transformatorenkammern.
Die Gebäude spiegelten größtenteils die typische 1950er-Jahre-Architektur wider: kubische Baukörper mit Flachdächern und Rauhputzfassaden. Nur das Schalthaus stach mit geklinkerter Fassade, flachem Walmdach und großen Stahlträgerfenstern hervor und fügte sich durch seine Architektur harmonisch in die Umgebung ein.
Umnutzung des Umspannwerks: Vom ehemaligen Industriegebäude zu Wohneinheiten und Ateliers
Nach der Stilllegung verfiel das Gelände zunehmend und entwickelte sich zu einem der bekanntesten Lost Places in Pankow. Mit dem Erwerb durch die Baugruppe IDA GbR im Sommer 2014 begann ein neues Kapitel. Unter der Projektsteuerung der INIK GmbH wurden von 2015 bis 2020 behutsame Umbauten vorgenommen, bei denen Teile des alten Umspannwerks erhalten und neu genutzt wurden.
Die Kernidee war, die ehemaligen Industriegebäude in Wohn- und Arbeitsräume zu verwandeln. Insgesamt entstanden durch die Umnutzung neun Wohnungen sowie sechs Ateliers.
Umbauprozess: Erhalt des Schalthauses für Ateliers, Neubau von Wohnungen im Hinterhof
Im Rahmen der Sanierungsarbeiten wurde das frühere Lagerhaus im südlichen Grundstücksbereich entfernt, um Platz für neue Baukörper und Freiflächen zu schaffen. Das straßenseitige Schalthaus blieb erhalten und wurde wieder instandgesetzt. Zusätzlich erhielt es ein neues Geschoss. Alte Wandstrukturen, Fensterachsen und Details blieben sichtbar und erzählen weiterhin von der industriellen Vergangenheit des Gebäudes. Heute beherbergt das Schalthaus hauptsächlich verschiedene Ateliers.
Die neuen Wohnungen entstanden in einem L-förmigen Holzbau im gartenseitigen Bereich, der harmonisch an den alten Bestand anknüpft. Der vormals technische Keller des Schalthauses wurde zu einem gemeinschaftlich nutzbaren Raum umgestaltet, ebenso wie der neue Gartenhof, der heute als grünes Zentrum der Anlage dient. Bis 2020 wurde das Projekt vollständig fertiggestellt.
„Lost Places“ als Ressource: Sanierung und Umnutzung statt Abriss
Der Umbau des alten Umspannwerks ist ein gutes Beispiel dafür, wie industriehistorische Bauten in Berlin neu belebt und für moderne Quartiersentwicklungen nutzbar gemacht werden können. Darüber hinaus zeigt das Projekt, wie „Lost Places“ als Ressource begriffen werden können: Sanierung und Neuinterpretation statt Abriss.
Mit dem Umbau wurde ein Projekt realisiert, das Stadtentwicklung, Industriegeschichte und Wohnraumneuschaffung vereint. Es zeigt: Stadt wächst nicht nur durch Neubau, sondern auch durch kluge Transformation von altem Bestand.
Quellen: Institut für neue Industriekultur GmbH, VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V., Berliner Morgenpost
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