Ob Herzzentrum, Notaufnahme oder Forschungszentrum: in Berlin entstehen derzeit zahlreiche Klinikneubauten, die neue Standards in der Gesundheitsversorgung setzen. Ein Überblick über aktuelle Projekte, die die Krankenhauslandschaft der Hauptstadt prägen.

Baugrube Deutsches Herzzentrum

Zurzeit prägen Baugruben und umfangreiche Betonarbeiten das Bilddes Neubaus des Deutschen Herzzentrums der Charité. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

© Visualisierung Titelbild: Charité, Silvia Gmür Reto Gmür Architekten
© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

 

Die Berliner Charité behauptet ihre internationale Führungsrolle in der klinischen Forschung und Innovation. In internationalen Rankings konnte die Charité ihre führende Stellung zuletzt weiter festigen, wie der Klinikkonzern in der vergangenen Woche mitteilte. Im Ranking „World’s Best Smart Hospitals“ des US-Magazins Newsweek belegte sie zum zweiten Mal in Folge den achten Platz und ist damit das einzige europäische Krankenhaus unter den Top 10.

Die Charité ist damit Berlins internationales Aushängeschild, bei weitem aber nicht das einzige Beispiel dafür, dass in der Hauptstadt große Summen in hochmoderne Medizin-, Pflege- und Forschungseinrichtungen gesteckt werden.

Berlin: Eine neue Generation von Klinikgebäuden entsteht in den kommenden Jahren

In Berlin entsteht derzeit eine neue Generation von Klinikgebäuden, die das Gesundheitswesen der Hauptstadt grundlegend verändern wird. Neubauten, Erweiterungen und Modernisierungen prägen nicht nur das Stadtbild, sondern auch den medizinischen Fortschritt.

Zusammen zeigen sie, wie Berlin seine Position als führender Standort für Medizin, Wissenschaft und Innovation sukzessive weiter ausbaut. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf acht zentrale Klinikprojekte, die die Gesundheitsversorgung der Hauptstadt zukünftig prägen werden.

Campus Virchow-Klinikum: Tiefbauarbeiten für das neue Herzzentrum laufen

Visulaisierung vom Neubau des Deutschen Herzzentrum, Charité

Das Deutsche Herzzentrum der Charité zählt schon heute zu den größten herzmedizinischen Einrichtungen Europas. Mit dem geplanten Neubau sollen Patientenversorgung, Forschung und Lehre künftig noch enger miteinander verbunden werden. / © Visualisierung: wörner traxler richter planungsgesellschaft mbH

Auf dem Campus Virchow-Klinikum in Berlin-Wedding wächst derzeit eines der größten Klinikprojekte Europas. Der Neubau des Deutschen Herzzentrums der Charité befindet sich in der Phase der Tiefbauarbeiten und wird das Gesicht des Areals in den kommenden Jahren deutlich verändern. Bis 2028 soll das Gebäude fertiggestellt sein, 2029 ist die Inbetriebnahme geplant.

Das neue Gebäude wird rund 70 Meter hoch und umfasst insgesamt 17 Geschosse. Auf einer Nutzungsfläche von knapp 30.000 Quadratmetern entstehen 20 Operationssäle, darunter Hybrid-OPs und Herzkatheter-Labore, sowie 320 Bettenplätze. Auch eine zentrale Notaufnahme und die Sterilgutversorgung des gesamten Campus werden in den Neubau integriert. Das Projekt gilt als eines der größten und modernsten Klinikvorhaben in Europa und soll die Herzmedizin am Standort Berlin entscheidend prägen.

Aktuell bestimmen Baugruben und Betonarbeiten das Bild der Baustelle. Der Schwerpunkt liegt auf dem Fundament und der Leitungsinfrastruktur, die für ein Hochhaus dieser Größe notwendig sind. Mehrere Baukräne ragen bereits in die Höhe und markieren den künftigen Standort des Gebäudes im südlichen Bereich des Campus.

Mehr zum Projekt erfahrt Ihr hier.

Campus Benjamin Franklin: Bezirk stellt Bebauungsplan auf

Charité Campus in Steglitz, Modellbau

Das gesamte Gelände des geplanten „Healing Campus“ steht seit 2012 unter Denkmalschutz. / © Visualisierung: Charité, Silvia Gmür Reto Gmür Architekten

Die Charité will den Campus in Steglitz zu einem „Healing Campus“ mit großer Parklandschaft entwickeln. Unter anderem soll ein 16-stöckiger Neubau am Hindenburgdamm entstehen. Das Bezirksamt hat mittlerweile die Aufstellung des Bebauungsplans beschlossen. Damit können die Planungen zur Modernisierung und zum Ausbau des Campus starten.

Im Südwesten Berlins ist die inhaltliche Neuausrichtung und bauliche Erweiterung eines der größten Klinikstandorte der Hauptstadt geplant. Der zur Charité gehörende Campus Benjamin Franklin, 1968 eröffnet und längst in die Jahre gekommen, soll modernisiert und baulich ergänzt werden. Im Zuge dieser geplanten Neuausrichtung hat der Charité-Konzern ein städtebauliches Dialogverfahren begonnen, um auszuloten, wie der Campus in den kommenden Jahren entwickelt werden kann, um die gewünschte Neuausrichtung umzusetzen.

Vorgegebenes Ziel des Verfahrens war es, den Charakter des Ortes zu erhalten, die nutzbare Fläche wesentlich zu erhöhen und dabei die Anforderungen an Landschaftsplanung, Denkmalpflege und Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. Das überzeugendste Konzept, welches den Ansatz der sogenannten „Healing Architecture“ verfolgt, legte das Schweizer Planungsteam Gmür und Schifferli vor.

Mehr zum Projekt erfahrt Ihr hier.

Charité und Fraunhofer HHI starten Berliner Allianz für digitale Gesundheit

Projektpartner Charité und Frauenhofer HHI

Im Rahmen einer neuen Kooperation wollen Charité und Fraunhofer HHI moderne Kommunikationstechnologien in Klinikprozesse integrieren. / © Foto: Fraunhofer HHI, Charité Berlin

Mit einer strategischen Partnerschaft setzen Charité und Fraunhofer HHI auf digitale Innovationen für eine bessere Gesundheitsversorgung. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Technik Diagnostik, Therapie und Pflegeprozesse revolutionieren kann. Ziel der Projektpartner ist es, den Wissenschaftsstandort Berlin zu stärken und ein tragfähiges Netzwerk für digitale Medizin mit bundesweiter und internationaler Ausstrahlung zu etablieren.

Im Fokus der Partnerschaft steht die Erforschung und Entwicklung drahtloser Kommunikationstechnologien für den medizinischen Einsatz. Der Einsatz von 5G- und künftig 6G-basierten Anwendungen verspricht unter anderem eine schnellere Datenübertragung, mobile Diagnostik und neue Möglichkeiten für Telemedizin. Automatisierte Abläufe könnten die Effizienz steigern, Wartezeiten verringern und eine dezentrale Versorgung erleichtern.

Berlin gilt mittlerweile als wachsender Knotenpunkt für Gesundheits- und Kommunikationstechnologien, nicht nur im deutschsprachigen Raum. Die Kooperation zwischen Charité und Fraunhofer HHI will an diese Entwicklung an anknüpfen.

Mehr zum Projekt erfahrt Ihr hier.

Bettenhaus am Jüdischen Krankenhaus: Baufortschritt und Eröffnung

Die Projektsteuerung des neuen Bettenhauses in Gesundbrunnen übernimmt die HWP Planungsgesellschaft, die den reibungslosen Ablauf des Vorhabens koordiniert. Geplant ist ein Bau, der in Funktion und Gestaltung den Ansprüchen einer modernen Klinik gerecht wird. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Am Jüdischen Krankenhaus Berlin entsteht derzeit ein neues Bettenhaus, das den Standort in Gesundbrunnen grundlegend erweitert. Der Bau soll nicht nur zusätzliche Kapazitäten schaffen, sondern auch die medizinische Versorgung durch moderne Strukturen verbessern. Die Eröffnung erfolgt am Wochenende.

Der Schwerpunkt des Neubaus liegt auf Stationen der Inneren Medizin, der Neurologie sowie der Neurologischen Früh-Rehabilitation. Auch chirurgische Betten sind vorgesehen, sodass das Spektrum der Versorgung erweitert werden kann.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Gestaltung neuer Zimmer und des Daches, das als begrüntes Flachdach angelegt wird. Dadurch sollen ökologische Vorteile entstehen und gleichzeitig ein harmonisches Erscheinungsbild entstehen. Auch der Innenhof des Neubaus erhält eine zentrale Bedeutung. Als grünes Herzstück konzipiert, bietet er Wasserspiele, Sitzgelegenheiten und einen Rundweg. Zusätzlich wird hier eine Gehschule eingerichtet, die Patientinnen und Patienten bei ihrer Rehabilitation unterstützt.

Mehr zum Projekt erfahrt Ihr hier.

Auguste-Viktoria-Klinikum Schöneberg: Notaufnahme eröffnet, nächste Bauabschnitte folgen

Auguste-Viktoria-Klinikum, Schöneberg

Am Standort Grazer Damm entsteht ein moderner Klinikkomplex mit neuen Stationen, OP-Bereichen und einer erweiterten Notaufnahme. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Das Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin-Schöneberg wird umfassend modernisiert. Im Rahmen eines mehrstufigen Bauprojekts entsteht ein hochmodernes Krankenhaus, das die Gesundheitsversorgung im Bezirk Tempelhof-Schöneberg nachhaltig verbessern soll. Die neue Notaufnahme ist inzwischen in Betrieb – direkt dahinter wächst das nächste Bauvorhaben bereits heran.

Laut Klinikleitung liegt der Vorteil vor allem in der engeren Verzahnung medizinischer Fachrichtungen und in den verkürzten Wegen: Die neue Notaufnahme bietet auf 3.250 Quadratmetern eine eigene Radiologie, 45 Überwachungsplätze und ein CT, das direkt in den Schockraum integriert ist. Die angrenzenden Bereiche wie OP-Säle, Stroke Unit und Intensivstationen befinden sich unmittelbar über der Notaufnahme, was eine schnelle Versorgung ermöglichen soll.

Die Notaufnahme ist Teil des zweiten Bauabschnitts am Standort Grazer Damm, der bereits im November 2024 schrittweise in Betrieb ging.  Direkt hinter dem Neubau ist bereits die nächste Baugrube sichtbar – hier entstehen weitere Stationen und Funktionsbereiche. Insgesamt soll der Ausbau bis 2032 andauern. Für die Umsetzung mussten vier ältere Klinikgebäude sowie ein Kriegsbunker abgerissen werden.

Mehr zum Projekt erfahrt Ihr hier. 

Klinikum Buch: Campus-Erweiterung geht 2025 an den Start

Klinikum Buch

Der Neubau fügt sich in das historische Klinikgelände in Berlin-Buch ein, das auf eine lange medizinische Tradition zurückblickt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

In Berlin-Buch, im Norden von Pankow, errichtet der Klinikkonzern Helios einen Erweiterungsbau auf dem bereits bestehenden Medizincampus. Ab 2025 soll der Neubau mit vier Etagen und einer Nutzfläche von 4.200 Quadratmetern in Betrieb gehen. Das neue Gebäude entsteht auf einem bemerkenswerten Gelände mit einer langen und bewegten Medizin-Geschichte.

Der Erweiterungsbau wird an der Schwanebecker Chaussee realisiert. Im neuen Gebäude sollen zwei neue Kreißsäle und zusätzliche Vorwehen-Zimmer sowie sieben OP-Säle inklusive einem digitalen OP und einem ambulanten Operationszentrum eingerichtet werden. Der symbolische Spatenstich für das Projekt wurde im Oktober 2022 gefeiert.

Der Bedarf ist durchaus gegeben. Pankow ist schon heute der bevölkerungsreichste Bezirk Berlins und wächst unvermindert weiter. Neben dem Bau neuer, bezahlbarer Wohnungen muss also auch der Ausbau der Verkehrs-, Bildungs- und Gesundheitsinfrastruktur hoch priorisiert werden.

Mehr zum Projekt erfahrt Ihr hier.

Optimierte Patientenlogistik: UKB baut gläserne Verbindungsbrücke

Unfallkrankenhaus Berlin

Die Installation der neuen Klinikbrücke erfolgt während des laufenden Betriebs auf dem Gelände in Berlin-Biesdorf. / © Visualisierung: Ukb Berlin

Ein spektakuläres Bauprojekt bringt frischen Wind in die Infrastruktur des Unfallkrankenhauses Berlin: Die gläserne Verbindungsbrücke optimiert Transport und Logistik und sorgt für mehr Sicherheit und Komfort im Klinikalltag.

Die Klinik ist ein Schwerpunktkrankenhaus mit mehr als 600 Betten, 25 Fachbereichen und Abteilungen, 20 Stationen und einer Aufnahmestation sowie 15 Operationssälen. Mehr als 100.000 Menschen werden jährlich im „UKB“ behandelt. Das Klinikum gehört europaweit zu den modernsten Einrichtungen seiner Art.

Nun wird auf dem teilweise denkmalgeschützten Areal ein besonders aufwendiges Brückenprojekt umgesetzt. Am 11. und 12. Dezember des vergangenen Jahres wurde eine gläserne Verbindungsbrücke über dem Eingang der Rettungsstelle des Unfallkrankenhauses installiert. Die Brücke hat eine Gesamtlänge von 50 Metern und wurde in zwei Teilen angeliefert, um eine möglichst effiziente Montage zu gewährleisten. Ein 28 Meter langer Abschnitt mit einem Gewicht von 42 Tonnen sowie ein 20 Meter langer Teil, der 24 Tonnen wiegt, bilden die Hauptkomponenten.

Mehr zum Projekt erfahrt Ihr hier.

Baustart in Tempelhof: Neues Klinikgebäude für das St. Joseph Krankenhaus

St. Joseph Krankenhaus, Tempelhof

In Tempelhof entsteht bis Ende 2028 ein neues Klinikgebäude des St. Joseph Krankenhauses an der Wintgensstraße. / © Foto: Wikimedia Commons, Fridolin freudenfett, CC BY-SA 3.0

Das St. Joseph Krankenhaus in Tempelhof wird in den kommenden Jahren erheblich erweitert. Ein neues Klinikgebäude soll moderne medizinische Angebote bündeln und die Patientenversorgung verbessern. Doch das Großprojekt sorgt auch für Diskussionen in der Nachbarschaft.

Das Projekt soll die medizinische Versorgung am Standort verbessern. Geplant ist unter anderem die Verlagerung der Zentralen Notaufnahme, der Geburtshilfe sowie der Kinder- und Jugendmedizin in das neue Gebäude. Auch das Franziskus-Krankenhaus, bislang in Tiergarten ansässig, wird mit seinen Fachbereichen Urologie, Gefäßmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin in das SJK integriert.

Die Bauarbeiten sollen rund viereinhalb Jahre dauern, doch aufgrund der vielen beteiligten Akteure und komplexen Abstimmungsprozesse sind Verzögerungen möglich. Entscheidungsträger, Behörden und Unternehmen müssen eng zusammenarbeiten, was den Zeitplan beeinflussen kann. Trotz der medizinischen Vorteile gibt es Kritik aus der Nachbarschaft. Der zusätzliche Klinikbetrieb führe zu einer höheren Verkehrsbelastung.

Mehr zum Projekt erfahrt Ihr hier.

Quellen: Signa Real Estate, Architektur Urbanistik Berlin, Deutsches Herzzentrum Berlin, Bezirksamt Mitte, wörner traxler richter planungsgesellschaft mbH, Fraunhofer HHI, Charité Berlin, üdisches Krankenhaus Berlin, Helios Kliniken GmbH, Berliner Woche, Berliner Morgenpost, 

Jetzt PLUS-Kunde werden

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein PLUS-Abonnement.

Tags (Schlagwörter) zu diesem Beitrag

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.