Am Klüsserather Weg in Marzahn soll auf einer ehemaligen Kleingartenanlage ein neues Wohnquartier entstehen. Geplant sind 144 Wohnungen, viele davon für Studierende. Ersatzflächen für die abgerissenen Gärten werden nicht geschaffen, das sorgt bei Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern für deutliche Kritik.

Viele Berliner Kleingärtnerinnen und Kleingärtner blicken einer ungewissen Zukunft entgegen, da ihre Flächen zunehmend in den Fokus städtebaulicher Planungen geraten. Besonders auf privaten Grundstücken droht der Verlust, wenn Eigentümer auf höhere Gewinne durch Neubau oder Verkauf setzen. / © Foto: depositphotos.com
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In Marzahn soll auf dem Gelände einer abgerissenen Kleingartenanlage ein großes Wohnungsbauprojekt entstehen. Laut der Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen auf eine Anfrage vom Abgeordneten Kristian Ronneburg (Die Linke) sind 144 Wohnungen vorgesehen. Die Fläche liegt am Klüsserather Weg und war in den vergangenen Jahren wiederholt Gegenstand politischer Auseinandersetzungen.
Für den Wohnungsbau ist keine Änderung des Flächennutzungsplans erforderlich. Das Areal ist bereits als Wohnbaufläche und gemischte Baufläche ausgewiesen, wodurch die geplante Bebauung planungsrechtlich abgesichert ist.
Drei Baufelder mit insgesamt 144 neuen Wohnungen am Klüsserather Weg geplant
Das Vorhaben ist in drei Baufelder gegliedert. Im ersten Abschnitt sollen sechs Gebäude entstehen, davon vier kleinere Mehrfamilienhäuser und zwei größere Häuser, die speziell auf die Bedürfnisse von Studierenden ausgerichtet sind. Insgesamt entstehen hier 32 Wohnungen mit unterschiedlichen Wohnformen.
Im zweiten Bauabschnitt sind 16 Gebäude mit insgesamt 62 Wohnungen vorgesehen. Auch hier ist ein Teil der Einheiten für Studierende geplant. Weitere Wohnungen sollen Familien und Paaren zur Verfügung stehen. Im dritten Bauabschnitt entstehen sechs Gebäude mit 50 Wohneinheiten, die auf eine durchmischte Nutzung ausgelegt sind.
Marzahner Kleingartenfläche verkauft: Neubauprojekt statt Parzellen
Seit dem 13. Juni 2025 liegen Bauanträge für alle drei Baufelder vor. Sie befinden sich derzeit im Genehmigungsverfahren. Ersatzflächen für die abgerissenen Kleingärten werden nicht bereitgestellt, wie das Bezirksamt bestätigte. Auch die Schaffung neuer Kleingartenflächen ist nicht geplant.
Die Fläche war ursprünglich Eigentum der Deutsche Bahn AG und wurde an einen privaten Investor verkauft. Damit reiht sich das Projekt in eine Entwicklung ein, die viele Kleingärtner in der Stadt beunruhigt: Immer mehr Parzellen auf privaten Flächen verschwinden zugunsten neuer Wohnprojekte.
Gartenfreunde kritisieren ersatzlosen Verlust von Kleingartenflächen in Marzahn
Vertreterinnen und Vertreter der Berliner Gartenfreunde kritisieren, dass die Gartenflächen in Marzahn ersatzlos wegfallen. Gert Schoppa, Präsident des Landesverbands, verwies auf ähnliche Fälle, bei denen Kleingartenflächen verkauft und jahrelang ungenutzt blieben. Viele Flächen verwilderten, während Investoren auf eine Wertsteigerung spekulierten.
Ein ähnlicher Fall findet sich im Märkisches Viertel in Reinickendorf. Dort plant die GESOBAU AG den Bau von 190 Wohnungen auf einem Teil einer bestehenden Kleingartenanlage. 18 Parzellen sollen für sechs neue Wohnhäuser weichen, während der größere Teil der Anlage bestehen bleibt. Die betroffenen Pächterinnen und Pächter müssen ihre Gärten bis Frühjahr 2026 räumen, der Baustart ist für 2027 vorgesehen.
Auch im Plänterwald steht die Zukunft von Kleingartenanlagen zur Debatte. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick arbeitet derzeit an einem Innenentwicklungskonzept, das zusätzlichen Wohnraum schaffen soll. Kritikerinnen und Kritiker befürchten jedoch, dass dafür Kleingartenflächen weichen müssen. Besonders eine Anlage im nördlichen Bereich sorgt für Unmut in der Nachbarschaft, da sie als wichtige Grünfläche und Rückzugsort gilt.
Wohnungsbau versus Grünflächen: Konflikt um Kleingartenanlagen spitzt sich zu
Das Projekt am Klüsserather Weg steht exemplarisch für eine wachsende Konfliktlinie in der Berliner Stadtentwicklung: der Abwägung zwischen dringend benötigtem Wohnraum und dem Erhalt städtischer Grünflächen. Kleingartenanlagen gelten in Berlin als wichtiger Bestandteil des Stadtklimas und als sozialer Freiraum. Zugleich wächst der Druck, auf freien Flächen neuen Wohnraum zu schaffen.
Ob und wann der Baubeginn am Klüsserather Weg erfolgen wird, ist derzeit offen. Die Bauanträge befinden sich noch in Prüfung und auch die naturschutzfachlichen Gutachten liegen noch nicht vollständig vor. Für die Gartenfreunde ist der Verlust der Fläche jedoch bereits Realität und ein weiterer Einschnitt in das Berliner Kleingartenwesen.
Quellen: Berliner Zeitung, Marzahn-Hellersdorf Live, Gartenfreunde-Berlin
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Auch wenn sich Christian Gräff und Johannes Martin gern als Kümmerer inszenieren, ist hinter vorgehaltener Hand längst bekannt, dass Gräff das Vorhaben selbst auf die Schiene gesetzt hat.