Das Anti-Kriegs-Museum in Berlin-Wedding zeigt seit 100 Jahren, wie wichtig Erinnerung, Aufklärung und Bildungsarbeit sind. In seinen Ausstellungen verbindet es historische Dokumentation mit aktuellen gesellschaftlichen Debatten.
© Titelbild: Bundesarchiv, B 145 Bild-P063078 / Köhler / CC-BY-SA 3.0
Ob Nahost-Konflikt oder russischer Angriffskrieg in der Ukraine: Bewaffnete Auseinandersetzungen sind in den letzten Jahren wieder stärker in den alltäglichen Fokus gerückt. In Berlin-Wedding gibt es einen Ort, der sich mit den Ursachen, Folgen und Mechanismen solcher Konflikte auseinandersetzt: das Anti-Kriegs-Museum Berlin.
Es verbindet historische Dokumentation mit aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen, von den Geschehnissen der Weltkriege bis zu den Auswirkungen heutiger militärischer Konflikte. Vor genau 100 Jahren wurde das Museum in Berlin gegründet. Bis heute ist es ein wichtiger Ort der Erinnerung und der gesellschaftlichen Bildung.
Gründung nach dem Ersten Weltkrieg: Ernst Friedrichs mutiges Friedensprojekt
Schriftsteller und Pazifist Ernst Friedrich rief das Anti-Kriegs-Museum im Jahr 1925 mit dem Ziel ins Leben, die Realität des Krieges offen zu zeigen. Damals ein großer Tabu-Bruch. das Museum eröffnete zuerst in der Parochialstraße 29 in Berlin-Mitte. Zu den frühen Exponaten gehörten Fotografien von Kriegsverletzten, Arbeiten von Käthe Kollwitz und Otto Dix sowie Dokumente, die den Alltag und das Leid während des Ersten Weltkriegs sichtbar machten.
Bereits 1933 endete diese erste Phase gewaltsam: Die nationalsozialistische Sturmabteilung (SA) plünderte das Museum, Friedrich wurde verfolgt und floh ins Ausland. Die SA machte daraufhin ein Sturmlokal aus dem Museum. Friedrich baute sein Anti-Kriegs-Museum unterdessen in Brüssel erneut auf. Es bestand nur vier Jahre lang, bis es 1940 mit der deutschen Besetzung Belgiens abermals zerstört wurde.
Wiedereröffnung in den 1980er-Jahren: Das Museum kehrte nach Berlin zurück
Erst Jahrzehnte später lebte das Projekt erneut auf. 1982, 15 Jahre nach Friedrichs Tod, wurde das Anti-Kriegs-Museum von dessen Enkel Tommy Spree erneut gegründet, zunächst in Berlin-Kreuzberg. Nach einigen Umzügen kam es 1998 zu seinem heutigen Standort in der Brüsseler Straße 21 in Berlin-Wedding.
Seither setzt sich die Einrichtung als gemeinnütziger Verein kontinuierlich mit den Themen Krieg und Frieden sowie politischer und gesellschaftlicher Verantwortung auseinander. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums unterstützen die Friedensidee. In Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden, Studierenden, Schülerinnen und Schülern sowie der Politik konzipieren sie Ausstellungen mit verschiedenen Schwerpunkten.
Fotografien, Dokumente und ein originaler Luftschutzkeller: Die Ausstellung im Überblick
Der Kern der Sammlung ist die Dauerausstellung. Sie zeigt unter anderem Material und Dokumente aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Ergänzt wird sie durch Fotografien, Objekte und Anschauungsmaterialien zur modernen Kriegsführung – etwa zu chemischen und biologischen Waffen. Eine Besonderheit ist der originale Luftschutzkeller, der in dunkler, beengter Atmosphäre erfahrbar macht, wie Menschen in Bombennächten Zuflucht suchten. Er ist ein zentraler Bestandteil des museumspädagogischen Konzepts und verdeutlicht auf eindrückliche Weise die Lebensrealität während des Krieges.
Daneben gibt es wechselnde Sonderausstellungen. Zuletzt zeigte die Peace Gallery unter dem Titel „Ansichten einer Ordnung“ Werke von internationalen Künstlerinnen und Künstlern wie Elif Saydam, François Pisapia und Zana Aksu. Die Arbeiten setzten sich mit Fragen von Macht, Frieden und gesellschaftlichen Strukturen auseinander.
Anti-Kriegs-Museum leistet einen wichtigen Beitrag zur politischen Bildung und Erinnerungskultur
Das Anti-Kriegs-Museum versteht sich heute als Ort der politischen Bildung und der aktiven Erinnerungskultur. „Die Arbeit im Anti-Kriegs-Museum soll bestimmt sein durch Transparenz, demokratische Willensbildung und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Meinungen“, heißt es auf der Website des Hauses. Der Eintritt ist frei, geöffnet ist das Museum täglich von 16 bis 20 Uhr. Damit bleibt es bewusst niedrigschwellig zugänglich, als Raum für Austausch, Begegnung und Bildung.
In einer Zeit, in der Kriege wieder stärker das Weltgeschehen prägen, bleibt das Anliegen des Anti-Kriegs-Museums hochaktuell: Es will sensibilisieren, informieren und zur kritischen Reflexion anregen. Für Berlin ist die Einrichtung ein Ort, der Geschichte erfahrbar macht und einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Kultur und Friedensbildung leistet.
Quellen: Anti-Kriegs-Museum Berlin, Berlin.de, Museumsportal Berlin, Berliner Zeitung, Wikipedia
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