Seit über zehn Jahren wird am Umbau des RAW-Geländes geplant, doch Fortschritte bleiben aus. Während der Investor mangelnde Kooperation beklagt, verweist der Bezirk auf komplexe Verfahren.

Im Bezirk Friedrichshain wurden schon viele Bereiche und Straßen verkehrsberuhigt.

Das RAW-Areal liegt an der Revaler Straße in Berlin-Friedrichshain. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

© Visualisierung Titelbild: Kurth Immobilien
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Die Entwicklung des RAW-Geländes in Berlin-Friedrichshain zählt seit Jahren zu den komplexesten Stadtumbauprojekten der Hauptstadt. Auf dem Areal an der Revaler Straße soll langfristig ein gemischtes Stadtquartier entstehen, das Wohnen, Kultur, Gewerbe und Freiräume miteinander verbindet. Doch nach über einem Jahrzehnt intensiver Planungen steht das Projekt erneut auf der Kippe.

Eigentümer Lauritz Kurth, Geschäftsführer der Kurth Immobilien-Gruppe, bezeichnete im ENTWICKLUNGSSTADT-Interview die Zusammenarbeit mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg inzwischen als gescheitert. Der Bezirk wiederum verweist gegenüber ENTWICKLUNGSSTADT auf die hohe Komplexität des Verfahrens und die Notwendigkeit umfangreicher Gutachten und Abstimmungen.

Investor Lauritz Kurth kritisiert Stillstand auf dem RAW-Areal

Laut Kurth wurde das ursprüngliche Konzept, das im Rahmen eines Dialogverfahrens mit Anwohnerinnen, Bezirksvertretern und Akteuren des RAW-Geländes erarbeitet wurde, zunächst von allen Seiten begrüßt. Der darauf basierende Masterplan der Büros Holzer Kobler Architekturen und Atelier Loidl sah ein lebendiges, ökologisch orientiertes Stadtquartier mit vielfältigen Nutzungen vor.

Doch der Investor bemängelt, dass die Umsetzung seit Jahren stagniere. Wiederholte Terminverschiebungen, unklare Zuständigkeiten und ausbleibende Gutachtenergebnisse hätten den Planungsprozess erheblich verzögert. Kurth spricht von einer „nicht zufriedenstellenden“ Zusammenarbeit und warnt davor, dass das Projekt scheitern könnte, falls keine Fortschritte erzielt werden.

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg verweist auf hohe Komplexität des Verfahrens

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg weist die Kritik in Teilen zurück und betont, dass derzeit „intensiv an verschiedenen Themen gearbeitet“ werde. In einer Stellungnahme gegenüber ENTWICKLUNGSSTADT erklärte der Bezirk, dass sich bereits Lösungen abzeichneten, jedoch einige Themen eine „sehr enge und wohlwollende Zusammenarbeit der Partner“ erforderten.

Besonders herausfordernd sei die rechtliche und konzeptionelle Sicherung der bestehenden soziokulturellen Nutzungen. Mit dem Ziel, diese langfristig zu erhalten, betrete der Bezirk juristisches Neuland. So müssten neue Modelle entwickelt werden, um Baurechtschaffung und Kulturraumsicherung wirksam miteinander zu verknüpfen.

RAW-Gelände: Kulturraumsicherung ist zentrales Ziel der Planung

Erschwert wird die Planung durch den Wegfall der Kulturraum Berlin GmbH, die ursprünglich als Generalmieterin für die Kulturflächen vorgesehen war. Aufgrund landesweiter Sparmaßnahmen ist diese jedoch nicht mehr Teil des Projekts. Auf Vorschlag des Berliner Senats soll nun die landeseigene BIM GmbH diese Rolle übernehmen.

Trotz der bestehenden Herausforderungen sieht das Bezirksamt in der Entwicklung des RAW-Geländes erhebliche Chancen, sowohl für den Eigentümer als auch für den Stadtteil. Das Konzept biete Potenzial, eine gewachsene Struktur aus kulturellen, sportlichen und jugendbezogenen Nutzungen langfristig zu sichern und gleichzeitig neues Baurecht zu schaffen.

Bis Ende 2025 soll der Bebauungsplan abgeschlossen sein, nur dann könne das Projekt im Jahr 2026 in die Planreife übergehen. Ob dieses Ziel erreicht wird, hängt maßgeblich davon ab, ob Bezirk und Eigentümer zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zurückfinden. Das RAW-Gelände bleibt damit ein Prüfstein für die Zukunft kooperativer Stadtentwicklung in Berlin.

Quellen: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Kurth Immobilien

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