In Friedrichshain formiert sich Widerstand gegen neue Hochhaus- und Hotelprojekte. Ein Bündnis aus Anwohnerinitiativen kritisiert die zunehmende Verdichtung rund um den Lasker- und Rudolfkiez. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen die geplanten Türme „The Hub“ und Rudolfstraße 18/19 sowie ein Hotelprojekt in unmittelbarer Nähe des Technoclubs ://about blank.

Poster Demoeinladung

Die Demonstration startet an der Warschauer Straße vor der Rudolfstraße 19 und führt entlang mehrerer geplanter Bauvorhaben. Das Bündnis will damit auf die Folgen von Gentrifizierung aufmerksam machen und weiteren politischen Druck aufbauen. / © Foto: Bündnis Berlin gegen Gentrifizierung

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Rund um den Lasker- und Rudolfkiez verschärft sich die Auseinandersetzung über großflächige Bauprojekte. Mehrere Initiativen werfen dem Berliner Senat vor, die Interessen von Investoren über die Bedürfnisse der Anwohnerschaft zu stellen. Im Zentrum steht das Hochhausprojekt „The Hub“, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum bestehenden Hochhaus „EDGE East Side“ entstehen soll.

Geplant ist ein mehr als 120 Meter hoher Turm auf der Ostseite der Warschauer Brücke. Auch die Überbauung der Fußgängerbrücke und eines neuen Bahnhofs ist Teil des Vorhabens. Neben „The Hub“ geriet auch das Projekt Rudolfstraße 18/19 in die Kritik. Hier hatte der Senat dem Bezirk die Planungshoheit entzogen, nachdem sich dieser nicht mit den Plänen des Investors Atrium Development einverstanden erklärt hatte. Kritikerinnen und Kritiker sprechen von einem Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung. Das Gebäude soll nach aktuellem Stand eine Höhe von 167 Metern erreichen.

Kritik an Luxusprojekten und fehlender Beteiligung der Anwohnerschaft in Friedrichshain

Die Initiativen fordern, die bestehenden Planungsstrukturen zu respektieren und eine stärkere Beteiligung der Anwohnerschaft sicherzustellen. Sie lehnen weitere „Luxusbauprojekte“ ab, weil diese nach eigener Einschätzung die Mieten in den Kiezen weiter erhöhen und bezahlbaren Wohnraum verdrängen würden. Besonders in der Kritik steht das Vorgehen der Senatsverwaltung, die mehrfach gegen den erklärten Willen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg entschieden hat.

Hinzu kommt ein weiteres Bauvorhaben: Ein Hotel des Investors Trockland an der Laskerstraße. Es liegt in unmittelbarer Nähe des Technoclubs ://about blank, einem etablierten Ort der Berliner Clubkultur. Anwohnende und Bezirk befürchten Nutzungskonflikte und weitere Aufwertungsprozesse im Viertel. Der Senat hatte das Projekt dennoch genehmigt.

Hotelneubau im Laskerkiez: Streit um Gentrifizierung und Verdrängung

Das Hotelprojekt wird von Kritikerinnen und Kritikern als Beschleuniger der Gentrifizierung gesehen. Sie befürchten, dass steigende Mieten und Nutzungskonflikte kulturelle Einrichtungen wie den Club langfristig gefährden könnten. Auch der Bezirk hatte das Vorhaben abgelehnt. Die Senatsverwaltung entschied jedoch im Widerspruchsverfahren zugunsten des Investors.

Gleichzeitig argumentieren Vertreterinnen und Vertreter der Senatsverwaltung, dass Bauprojekte dieser Größenordnung notwendig seien, um Wohnraum und Gewerbeflächen zu schaffen. Der Anteil an dauerhaft bezahlbarem Wohnraum in den Hochhäusern bleibt jedoch umstritten. Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter kritisieren eine mangelnde soziale Durchmischung.

Demonstration in Friedrichshain: Bündnis gegen Gentrifizierung fordert Stopp der Bauprojekte

Das Bündnis fordert einen sofortigen Stopp der geplanten Projekte sowie die Absetzung von Bausenator Christian Gaebler. Zudem verlangen die Initiativen, dass die Entscheidungen des Bezirks und der Anwohnerschaft respektiert werden. Statt Büroflächen und Hotels solle bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.

Am Samstag, den 11. Oktober 2025 wollen die Gruppen mit einer Demonstration durch Friedrichshain auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Der Protestzug startet an der Warschauer Straße vor der Rudolfstraße 19 und führt entlang der geplanten Bauvorhaben. Das Bündnis kündigte an, auch nach der Demonstration weitere Aktionen zu planen.

Hochhausstreit in Friedrichshain als Beispiel für Berliner Stadtentwicklung

Die Auseinandersetzungen rund um die Projekte „The Hub“, Rudolfstraße 18/19 und das Trockland-Hotel zeigen exemplarisch, wie Konflikte zwischen Senat, Bezirken und Anwohnenden in Berlin derzeit verlaufen. Während die Senatsverwaltung auf Nachverdichtung und wirtschaftliche Impulse setzt, fürchten viele Menschen im Kiez steigende Mieten, Verdrängung und den Verlust kultureller Orte.

Wie sich der Konflikt weiterentwickelt, hängt auch von der öffentlichen Wahrnehmung ab. Die Demonstration am 11. Oktober könnte dabei ein Signal setzen, nicht nur für Friedrichshain, sondern für ähnliche stadtentwicklungspolitische Auseinandersetzungen in Berlin.

Club am Ostkreuz "About Blank" mit Schild "No Heart for a Hotel"

Das geplante Hotel an der Laskerstraße liegt direkt neben dem Technoclub „About Blank“ und sorgt wegen möglicher Nutzungskonflikte für Spannungen zwischen Bezirk und Senat. Während der Bezirk Lärmbeschwerden und Verdrängung befürchtet, hält die Senatsverwaltung das Vorhaben trotz Kritik für rechtlich zulässig. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Protestaktion mit Aufschrift: Wohnraum für Alle, Solidarität statt Gentrifizierung.

© Foto: Wikimedia Commons, Bernd Schwabe, CC BY-SA 4.0

Quellen: Mietenwahnsinn.info, Laskerkiez, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Kurth Real Estate

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2 Kommentare

  1. Löwe 11. Oktober 2025 at 15:03 - Reply

    Hochhäuser helfen gegen Versieglung und sind ideal um neue Mietwohnungen zu schaffen, und damit es nicht zu Verdrägung von ärmeren kommt sollten sie auch immer günstigen Wohnraum bieten. Und wenn dort ein Club ist dürfen die neuen Bewohner sich nicht später wegen Lärm beschweren, daher muß entsprechend geplant werden das die Fenster usw besseren Schallschutz erhalten.

  2. Löwe 11. Oktober 2025 at 16:50 - Reply

    Leider könnten sich die bedenken der Proteste nun bestätigen da mit dem Bauturbo der vor kurzem beschloßen wurde Auflagen zu Mietwohnungen wohl wegfallen … https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/beschluss-bauturbo-wohnungspolitik-100.html

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