In Friedrichshain könnte bald Berlins erster schwimmender Fußballplatz entstehen, mitten in der Rummelsburger Bucht. Was visionär klingt, ist eine kreative Antwort auf den akuten Platzmangel im Bezirk. Der BSV Victoria 90 Friedrichshain sucht Unterstützer für die Umsetzung der unkonventionellen Idee.

Mangel an Sportplätzen in Friedrichshain-Kreuzberg: Der BSV Viktoria Friedrichshain versucht nun, eine ungewöhnliche Lösung umzusetzen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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In Berlin-Friedrichshain könnte bald ein deutschlandweit einzigartiges Projekt Realität werden. Der BSV Victoria 90 Friedrichshain will ein schwimmendes Fußballfeld auf dem Rummelsburger See errichten: eine Vision, die auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt, aber ein handfestes Problem adressiert: den massiven Platzmangel für Sportvereine im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.
Platzmangel auf der Halbinsel Stralau: Fußballverein plant Fußballplatz auf dem Wasser
Der Verein ist auf der dicht bebauten Halbinsel Stralau beheimatet, wo sich Wohnhäuser, Grünflächen und Verkehrswege auf engem Raum drängen. Erweiterungsmöglichkeiten gibt es dort keine. Bereits heute müssen Kinder und Jugendliche abgewiesen werden, weil das einzige Vereinsfeld überlastet ist.
Rund 150 junge Fußballbegeisterte stehen auf der Warteliste des Vereins, trotz 660 Mitgliedern und 32 Teams, die sich ein Spielfeld teilen müssen. Ein Jugendtrainer brachte schließlich die Idee auf: Warum nicht aufs Wasser ausweichen? Die benachbarte Rummelsburger Bucht, ruhig gelegen und an der geplanten Stelle kaum genutzt (so der Verein), soll zur neuen Heimat für den Verein werden.
Eine „Insel neben der Insel“: Inspiration aus Asien für eine kreative Sportplatz-Lösung
Die Idee des „schwimmenden Fußballplatzes“ ist nicht völlig neu. In Ländern wie Thailand oder Singapur sind solche Ponton-Plätze bereits Realität. Auch in Deutschland gab es bei der Fußball-EM 2024 in Frankfurt eine temporäre Spielfläche auf dem Main. Für den BSV Victoria könnte der Rummelsburger See zur langfristigen Lösung werden.
„Stralau ist maximal verdichtet, auf der Insel selbst wird es keinen zweiten Fußballplatz geben“, erklärt der Verein. Daher wolle man eine „Insel neben der Insel“ schaffen. Das Gewässer eigne sich ideal, da es an der vorgesehenen Stelle seicht sei und keine konkurrierende Nutzung bestehe.
Fußballplatz auf der Rummelsburger Bucht? Unterstützung aus Politik und Verwaltung
Das Schul- und Sportamt Friedrichshain-Kreuzberg signalisiert bereits Unterstützung. Man wisse, dass „alle Sportanlagen mehr Nachfrage von Seiten der Vereine haben, als Nutzungszeiten zur Verfügung stehen“. Auch Gespräche mit der Bezirks- und Landespolitik verliefen laut Verein „positiv“.
Zweiter Vereinsvorsitzender Luca Klinger betont: „Wir sind in der glücklichen Lage, ein Potenzial zu haben, an das noch niemand gedacht hat – und das aus unserer Sicht erschließbar ist.“ Der geplante Standort liege außerhalb des Bootsverkehrs, sodass auch keine Beeinträchtigung anderer Nutzer drohe.
BSV Victoria Friedrichshain: „Eine Insel, ein Verein, eine Vision“
In der offiziellen Pressemitteilung formuliert der Verein seine Absicht deutlich: „Wir wollen zeigen, dass Sportflächen auch in verdichteten urbanen Räumen möglich bleiben, wenn man neue Wege denkt. Unsere Vision steht unter dem Motto ‚Eine Insel, ein Verein, eine Vision‘.“
Das Projekt versteht sich nicht als Forderung an die Stadt, sondern als innovative Idee, die partnerschaftlich mit Politik, Verwaltung und möglichen Sponsoren realisiert werden soll. Ohne öffentliche Förderung werde es nicht gehen, betont der Verein, der zugleich aktiv nach Partnern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft sucht.
Technische und ökologische Herausforderungen – Modellprojekt für urbane Sportflächen?
Doch noch sind Fragen zur Verankerung, zur Lärmentwicklung und zum Umweltschutz zu klären. Der Ponton müsste fest installiert werden, Zäune und Netze sollen verhindern, dass Bälle ins Wasser fallen. Auch die Beleuchtung müsse so geplant sein, dass Anwohnende und die umgebende Tierwelt nicht gestört werden.
Sollte das Vorhaben gelingen, könnte der schwimmende Fußballplatz zu einem Pilotprojekt für innovative Sportraumentwicklung in Berlin werden. Denn Platzmangel betrifft viele Bezirke, und kreative Lösungen sind dringend gefragt. Vielleicht entsteht auf dem Rummelsburger See bald ein Symbol dafür, wie sich Sport, Stadt und Wasser auf ungewöhnliche Weise verbinden lassen.
An der Warschauer Straße befindet sich ein Sportplatz auf dem Dach eines METRO-Großmarkts
Schließlich gibt es im Bezirk bereits eine kreative Sportflächenlösung. Auf dem Dach des METRO-Großmarkts an der Warschauer Brücke in Friedrichshain befindet sich seit Jahren ein Kunstrasenplatz – Heimat der SG Blau-Weiß Friedrichshain. Die Fläche wird intensiv genutzt und ist ein echtes Refugium in einem dicht bebauten Stadtteil, mittlerweile mit Fokus auf den Mädchen-, Frauen- und Schulsport.
Berlin verfügt über zahlreiche weitere Standorte, an denen ähnliche Projekte denkbar wären – insbesondere auf den Flachdächern großer Handelsimmobilien. Denkbar sind u.a. der Hellweg-Markt am Ostbahnhof, der Bauhaus-Baumarkt in Halensee, das Bauhaus in Mariendorf oder der OBI-Markt in Lichtenberg.
Friedrichshain-Kreuzberg: Mangel an Sportflächen führt zu Engpässen bei Sportvereinen
Kreative Lösungen beim Bau neuer Sportflächen sind vor allem in Friedrichshain-Kreuzberg gefragt, denn der dicht besiedelte Bezirk kann die Nachfrage nach Sportflächen derzeit nicht decken. Kürzlich schlug Architekt Christoph Langhof die Nutzung der leerstehenden Hangars im Flughafengebäude des einstigen Flughafens Tempelhof vor, im Zuge seiner Wohnkonzeption mit 12 Hochhäusern.
Verschärft wird die Situation vor allem in Kreuzberg derzeit durch den laufenden Umbau des Sportplatzes an der Gneisenaustraße. Der BSC Eintracht Südring, einer der größten Sportvereine in Berlin-Kreuzberg, kann den Platz derzeit nicht nutzen. Ursprünglich sollte der Umbau schon im Herbst 2024 abgeschlossen werden, doch die Modernisierungsarbeiten laufen noch immer.
Eine „Wasserlösung“, wie sie der BSV Victoria Friedrichshain anstrebt, ist hier allerdings keine Option. Klar scheint allerdings, dass Bezirksamt und Sportvereine zukünftig mehr und mehr auf kreative und unkonventionelle Lösungen setzen müssen, um zusätzliche Sportflächen zu schaffen. Das Projekt in der Rummelsburger Bucht könnte also ein wichtiger Impulsgeber sein.

Eine der stark ausgelasteten Sportanlagen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg: Der Kunstrasenplatz am Anhalter Bahnhof. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Wird derzeit umgebaut: Der Fußballplatz an der Gneisenaustraße in Kreuzberg. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: BSV Victoria 90 Friedrichshain e.V, RBB, Der Tagesspiegel
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