Der Körnerkiez in Berlin-Neukölln wurde für sein Verkehrskonzept mit dem Preis „Gute Bürgerbeteiligung 2025“ ausgezeichnet. Viele der geplanten Maßnahmen sind bereits umgesetzt und zeigen, wie Beteiligung und Stadtentwicklung erfolgreich zusammengehen.

Die Aufschrift "Fahrradstraße" auf einer Straße in Berlin.

Das Verkehrskonzept Körnerkiez umfasst Maßnahmen wie neue Fahrradstraßen, Einbahnregelungen, Querungshilfen und zusätzliche Aufenthaltsflächen, um den Verkehr zu beruhigen und die Sicherheit im Kiez zu erhöhen. / © Foto Wikimedia Commons, Photo Graf, CC BY-SA 2.0

© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT

 

Das Verkehrskonzept Körnerkiez ist Anfang November 2025 mit dem Preis „Gute Bürgerbeteiligung“ ausgezeichnet worden. Das Kompetenzzentrum Bürgerbeteiligung e.V. würdigte das Projekt als beispielhaftes Verfahren, bei dem Verwaltung, Fachplanung und Bevölkerung gemeinsam Lösungen für den Stadtverkehr entwickelten. Das Bezirksamt Neukölln arbeitete dafür eng mit dem Mitmachladen, dem Büro stadtraum, Fair Spaces und der Bürgerstiftung Neukölln zusammen.

Die Jury hob hervor, dass der Körnerkiez eine hohe Beteiligungsqualität erreicht hat. In Werkstätten, Kiezspaziergängen und Online-Formaten konnten Anwohnende ihre Ideen einbringen. Durch Informationen in einfacher Sprache wurde eine breite Öffentlichkeit angesprochen. Das Verfahren habe gezeigt, dass Stadtentwicklung erfolgreicher gelingt, wenn Menschen direkt vor Ort beteiligt werden.

Körnerkiez in Berlin-Neukölln: Konzept für weniger Verkehr und mehr Lebensqualität

Das Verkehrskonzept hat das Ziel, den Durchgangsverkehr zu verringern, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und den öffentlichen Raum lebenswerter zu gestalten. Das Gebiet umfasst rund 38 Hektar zwischen Hermannstraße, Karl-Marx-Straße, Thomasstraße und dem S-Bahn-Ring. Konflikte zwischen Autofahrenden, Radfahrenden und Fußgängern sollen reduziert werden, damit Straßen wieder Orte des Zusammenlebens werden.

Zur Vorbereitung wurden Verkehrszählungen und Analysen durchgeführt. Auf dieser Grundlage entstanden Maßnahmen, die aufeinander abgestimmt sind und alle Verkehrsarten berücksichtigen. Neben baulichen Veränderungen sollen neue Begegnungsräume entstehen. Das Konzept wird als flexibler Plan verstanden, der sich an die Bedürfnisse der Menschen im Kiez anpasst und bei Bedarf weiterentwickelt werden kann.

Ilsestraße in Berlin-Neukölln: Fahrradstraße als sichtbares Ergebnis des Konzepts

Eine der wichtigsten Umsetzungen betrifft die Ilsestraße, die bereits 2024 zur Fahrradstraße umgebaut wurde. Zwischen Emser Straße und Thomasstraße wurde die Fahrbahn neu markiert, zwei gegenläufige Einbahnstraßen begrenzen den Durchgangsverkehr, und Poller an der Schierker Straße verhindern die Durchfahrt. Alle Häuser sind weiterhin erreichbar, während Radfahrende in beide Richtungen fahren können.

Zudem wurden an allen Kreuzungen Querungsmöglichkeiten geschaffen, und eine Parkspur wich 180 neuen Fahrradstellplätzen. Für den Lieferverkehr entstanden Ladezonen, die tagsüber genutzt werden können. Verkehrsstadtrat Jochen Biedermann (Die Grünen) erklärte, die Ilsestraße sei Teil des Berliner Radvorrangnetzes und werde nun deutlich sicherer und attraktiver genutzt. Der Umbau gilt als Beispiel für die praktische Umsetzung des Verkehrskonzepts.

Bezirk hält Ausbau der Maßnahmen offen: Weitere Straßen im Körnerkiez folgen

Auch in der Altenbraker, Emser und Schierker Straße sind bereits Einbahnregelungen eingeführt oder in Planung. Sie sollen den Durchgangsverkehr weiter verringern und die Sicherheit im Quartier erhöhen. Sollte sich zeigen, dass die bisherigen Veränderungen nicht ausreichen, ist eine Nachsteuerung vorgesehen. Dazu zählt etwa die mögliche Sperrung der Hertabrücke für Autos, um den Kiez dauerhaft zu entlasten.

Mit der Auszeichnung für gute Bürgerbeteiligung erhält das Neuköllner Projekt überregionale Anerkennung. Es zeigt, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Bewohnerschaft nicht nur Planungsqualität schafft, sondern auch sichtbare Ergebnisse hervorbringt. Der Körnerkiez steht damit für eine Stadtentwicklung, die auf Beteiligung, Nachhaltigkeit und gemeinsames Handeln setzt.

Quellen: Bezirksamt Neukölln, mein Berlin, rbb24, Der Mitmach-Laden

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