Der Streit um das Bauprojekt „Pankower Tor“ geht in eine neue Runde. Der NABU Berlin hat erneut Klage eingereicht – diesmal wegen einer geplanten Umgehungsstraße und Baustelleneinrichtungsfläche, die geschützte Arten auf dem Gelände bedrohen. Damit rückt das Thema Naturschutz wieder in den Fokus eines Vorhabens, das seit Jahren politisch umkämpft ist.

In wenigen Jahren soll es losgehen. Seit vielen Jahren stritten die Projektbeteiligungen um die Realisierung des Bauvorhabens „Pankower Tor“. Am 25. März wurde der städtebauliche Vertrag unterschrieben. / © Visualisierung: Nöfer Architekten
© Visualisierungen: Nöfer Architekten
Am Bauprojekt „Pankower Tor“ entzündet sich erneut juristischer Widerstand: Der NABU Berlin hat am 11. April Klage gegen eine Ausnahmegenehmigung der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) eingereicht. Dabei geht es um eine geplante Verlegung eines Regenwasserkanals durch die Berliner Wasserbetriebe. Weil dafür die Granitzstraße gesperrt werden müsste, soll eine temporäre Umgehungsstraße über das Gelände führen – mitsamt einer 1,7 Hektar großen Baustelleneinrichtungsfläche.
Der Naturschutzbund sieht darin einen klaren Verstoß gegen geltendes Naturschutzrecht. Nach eigenen Angaben wurde der Ausnahmebescheid von Senatorin Ute Bonde persönlich unterzeichnet – offenbar entgegen der Empfehlung ihrer Fachabteilung. Der NABU kritisiert, dass keine Alternativen zur Umgehung geprüft wurden und die Naturschutzverbände nicht einbezogen wurden.
Naturschutz beim Projekt „Pankower Tor“: Lebensraum streng geschützter Arten betroffen
Die geplante Maßnahme würde nach Ansicht des NABU wertvolle Lebensräume zerstören. Betroffen seien unter anderem streng geschützte Kreuzkröten, Zauneidechsen, Ringelnattern, Fledermäuse und seltene Vogelarten wie der Brachpieper. Besonders problematisch: Auf dem Gelände lebt Berlins einziges Vorkommen der Kreuzkröte – ein Bestand, der überregionale Bedeutung hat.
Die Kreuzkröte gilt in Berlin als vom Aussterben bedroht, bundesweit ist sie stark gefährdet. Der NABU betont, dass sich der Zustand dieser Population laut Naturschutzrecht nicht verschlechtern dürfe. Die Verlegung des Regenwasserrohrs sei zudem nicht dringlich und könnte bis zum eigentlichen Baubeginn warten, wie der NABU betont.
Vertrag bereits unterzeichnet — Konflikte um Natur- und Denkmalschutz noch offen
Obwohl am 25. März 2025 der städtebauliche Vertrag für das rund 47 Hektar große Projekt unterzeichnet wurde, sind zentrale Fragen weiterhin offen. Geplant sind 2.000 Wohnungen, soziale Infrastruktur, ein Stadtteilpark und eine Einkaufsstraße. Auch der Umgang mit den drei denkmalgeschützten Lokschuppen ist noch nicht abschließend geklärt. Das Areal, auf dem sie stehen, sei laut rbb aus dem Bauplan, der nun unterschrieben wurde, herausgehalten worden.
Die Projektpartner sehen mit der Vertragsunterzeichnung einen Meilenstein erreicht. Aus Sicht des NABU hingegen geht der Baufortschritt zulasten des Naturschutzes. Schon in der Vergangenheit habe der Investor Kurt Krieger laut NABU versucht, Eingriffe in das Biotop zu ermöglichen. Ein ähnlicher Antrag sei jedoch von der Naturschutzbehörde abgelehnt worden.
Erste Maßnahmen begonnen — Klage des NABU stoppt weitere Eingriffe
Nach Angaben des NABU haben erste vorbereitende Maßnahmen bereits begonnen: Ein Amphibienzaun wurde errichtet, ebenso sogenannte „Magnetgewässer“, um Kreuzkröten gezielt abzufangen. Die Klage hat jedoch aufschiebende Wirkung, sodass diese Maßnahmen derzeit nicht weitergeführt werden dürfen.
Der NABU kritisiert, dass einzelne Maßnahmen am Pankower Tor schrittweise genehmigt werden, obwohl deren Auswirkungen auf geschützte Arten nicht abschließend bewertet seien. Aus Sicht des Verbands könne dies den Schutzstatus der betroffenen Tierarten langfristig schwächen und spätere Bauarbeiten erleichtern. Die Entscheidung der Senatorin, das Vorhaben persönlich voranzutreiben, bewerten die Umweltschützer als problematisch.
Quellen: NABU, Bezirksamt Pankow, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Senatskommission Wohnungsbau, Nöfer Architekten
Jetzt PLUS-Kunde werden
Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein PLUS-Abonnement.


