Mit dem Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge erhält Hamburg ein bedeutendes Stück seiner Stadtgeschichte zurück. Der Siegerentwurf verbindet historische Architektur mit moderner Stadtentwicklung und schafft ein neues Zentrum jüdischen Lebens im Grindelviertel.

Bornplatzsynagoge Hamburg

Die 1906 erbaute Bornplatzsynagoge kurz nach ihrer Fertigstellung. © Foto: Knackstedt & Näther – Postkarte (via Stiftung Historische Museen)

© Titelbild: Stiftung Bornplatzsynagoge

 

Die Bornplatzsynagoge in Hamburg war einst das religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Zentrum der jüdischen Gemeinde in der Stadt. 1906 nach Plänen des Architekten Ernst Friedheim errichtet, galt sie über 30 Jahre lang als eine der größten Synagogen Deutschlands.

Mit ihrer markanten, über 40 Meter hohen Kuppel prägte sie das Stadtbild des Grindelviertels, das damals als Mittelpunkt des jüdischen Lebens der Hansestadt galt. Während der Novemberpogrome im Jahr 1938 wurde das Gebäude in Brand gesetzt und verwüstet und wenig später abgetragen. Ein einschneidender Verlust für die Stadt und die jüdische Gemeinde.

Hamburgs Bornplatzsynagoge: Erbaut 1906, zerstört in den Novemberpogromen von 1938

Mehr als acht Jahrzehnte später steht Hamburg nun vor einem historischen Schritt: Der Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge nimmt konkrete Gestalt an. Der Entwurf für das Projekt stammt von Schulz und Schulz Architekten aus Leipzig, in Zusammenarbeit mit Haberland Architekten und POLA Landschaftsarchitekten aus Berlin.

Er ging einstimmig als Sieger aus dem internationalen Architekturwettbewerb hervor. Der Siegerentwurf überzeugt durch kluge und zukunftsweisende Konzepte „für die Rekonstruktion, unsere künftige Nutzung und den verantwortungsvollen Umgang mit Offenheit einerseits und notwendiger Prävention andererseits“, sagt Philipp Stricharz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Hamburg.

Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge: Siegerentwurf orientiert sich am Original

Der Siegerentwurf nähert sich respektvoll der historischen Vorlage, ohne sie zu kopieren. Die Architektur sei feingliedrig, differenziert und knüpfe an die Materialität und Maßstäblichkeit der Nachbarschaft an, so Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. Die Architekten greifen die markante Kubatur sowie die Proportionen der ehemaligen Synagoge auf, interpretieren sie jedoch in zeitgenössischer Formensprache. Auch die charakteristische, rund 40 Meter hohe Kuppel kehrt als Symbol für Transparenz zurück.

Schlichte Nebengebäude aus Backstein komplettieren das Ensemble. In den neuen Räumlichkeiten sollen neben einem orthodoxen Gebetsraum auch eine eigene Reformsynagoge für das liberale Judentum, eine Bibliothek, ein Gemeindesaal, ein Café und Wohnungen entstehen. POLA Landschaftsarchitekten interpretieren den Platz vor der Synagoge als urbanen Raum neu – mit klaren Achsen, dezent bepflanzten Bereichen und ohne sichtbare Barrieren. Die Entwürfe orientieren sich dabei am Münchner Modell.

Bund beteiligt sich mit 13 Mio. Euro: Neuer Stadtraum für Erinnerung und Begegnung im Grindelviertel

Mit dem Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge werde über Landesgrenzen hinweg signalisiert, dass jüdisches Leben zu Hamburg gehöre, so Carola Veit, Präsidentin der Bürgerschaft und stellvertretende Vorsitzende der Stiftung Bornplatzsynagoge. Die Initiative ging von der Stiftung Bornplatzsynagoge und der Jüdischen Gemeinde Hamburg aus, unterstützt durch Zivilgesellschaft und Politik.

Über 100.000 Hamburgerinnen und Hamburger unterstützten den Wiederaufbau mit ihrer Unterschrift. Seit 2020 habe sich der Bund mit 13 Millionen Euro am Wiederaufbauprojekt beteiligt, so der Hamburger CDU-Abgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium Christoph de Vries. Der Wiederaufbau ist Teil einer langfristigen Strategie zur Förderung jüdischen Lebens, eingebettet in eine vielfältige Stadtgesellschaft.

Bornplatzsynagoge Visualisierung

Seitenansicht der Bornplatzsynagoge mit Nebengebäuden. / © Visualisierung: Stiftung Bornplatzsynagoge

Bornplatzsynagoge, Visualisierung

Hier wird die Bornplatzsynagoge im Grindelviertel wieder aufgebaut. / © Visualisierung: Stiftung Bornplatzsynagoge

Bornplatzsynagoge, Visualisierung

Die Neubauten der Bornplatzsynagoge aus verschiedenen Perspektiven. / © Visualisierung: Stiftung Bornplatzsynagoge

Visualisierung Bornplatzsynagoge

Der 40 Meter hohe Kuppelturm war bereits in der 1906 erbauten Synagoge ein zentrales Element. / © Visualisierung: Stiftung Bornplatzsynagoge

Quellen: Stiftung Bornplatzsynagoge, monopol magazin, Jüdische Gemeinde Hamburg, Stiftung Historische Museen

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