Im Berliner Südosten soll in den kommenden Jahren ein lebendiges Stadtquartier auf dem Gelände des ehemaligen Köpenicker Güterbahnhofs entstehen. Bei einer Informationsveranstaltung erklärten Bezirk und Senat, wie die nächsten Schritte aussehen.

Ober- und unterhalb der Bahntrasse soll in Köpenick in den kommenden Jahren eines der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte im Berliner Südosten realisiert werden. Rund 1.800 neue Wohnungen sollen auf dem Gebiet des ehemaligen Güterbahnhofs entstehen. / © Visualisierung: ADEPT & Karres en Brands mit PGT Umwelt und Verkehr
© Visualisierung Titelbild: ADEPT u. Karres en Brands
Das geplante Stadtquartier auf dem ehemaligen Güterbahnhof Köpenick rückt einen entscheidenden Schritt näher an seine Realisierung. Bei einer Informationsveranstaltung am 3. November 2025 stellten der Berliner Senat und die Bezirksverwaltung Treptow-Köpenick die nächsten Maßnahmen für die Entwicklung des neuen Stadtteils vor.
Das Vorhaben gilt als eines der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte im Berliner Südosten – mit rund 1.800 geplanten Wohnungen, mehreren Schulstandorten, verschiedenen Grün- und Freiflächen und einem ergänzenden Gewerbequartier. Gut ausgebaute Rad- und Fußwege, ÖPNV-Anbindungen und vielfältige Sharing-Angebote sollen das eigene Auto größtenteils ersetzen. Umweltfreundliche Bauweisen und ressourcenschonende Energieversorgung sollen das Quartier nachhaltig gestalten. Das Projekt befindet sich seit 2016 in der Planung.
Grunderwerb, Bodensanierung und fortgeschrittene Bebauungspläne: Das passiert gerade am ehemaligen Güterbahnhof Köpenick
Bevor die Bauarbeiten beginnen können, müssen laut Angaben des Senats noch grundlegende vorbereitende Schritte abgeschlossen werden. Ein zentraler Punkt ist der Grunderwerb der südlichen Flächen des ehemaligen Güterbahnhofs, die sich bislang noch im Eigentum des Bundeseisenbahnvermögens (BEV) befinden. Erst danach kann die Stadt mit der vollständigen Planung und Erschließung beginnen.
Auf der Agenda stehen außerdem die Beräumung des ehemaligen Güterbahnhofgeländes, der Abriss alter Bahngebäude und eine umfassende Bodensanierung. Dabei muss auch ein bestehender Grundwasserschaden beseitigt werden. Parallel dazu werden gerade die noch auf dem Gelände lebenden, geschützten Zauneidechsen in ausgewiesene Ersatzhabitate umgesiedelt.
Gleichzeitig werden die Bebauungspläne für die Entwicklungsgebiete aufgestellt. Sie bilden die Grundlage für den Wohnungsbau und die anschließende verkehrliche Erschließung. Der erste Bebauungsplan für das Areal des ehemaligen Gaswerks am Stellingdamm wurde bereits im Juni 2025 beschlossen, der Plan für die Seelenbinderstraße ist ebenfalls weit fortgeschritten. Der Baubeginn soll dort nun nach aktuellen Angaben des Senats im Laufe des nächsten Jahres erfolgen, statt wie ursprünglich geplant im Herbst 2025. Parallel dazu werden derzeit Baugenehmigungen für Privateigentümer erwirkt, damit auch auf diesen Flächen bald mit dem Wohnungsbau begonnen werden kann.
Köpenick: Ostumfahrung Bahnhofstraße soll durch das neue Stadtquartier führen
Ein zentrales Element der verkehrlichen Erschließung des Quartiers ist der Bau der sogenannten Ostumfahrung Bahnhofstraße: einer neuen Hauptverkehrsstraße, die das stark belastete Nadelöhr rund um den Bahnhof Köpenick entlasten soll. Die Ostumfahrung wird vom Brandenburgplatz hinter dem Finanzamt entlang der Seelenbinderstraße verlaufen, bevor sie durch das Neubauquartier führt und über eine Unterführung unter der Bahntrasse auf den Stellingdamm trifft.
Der Baubeginn ist laut einem Bericht der Berliner Morgenpost für 2029 geplant, die Straße soll werktags von etwa 12.000 Fahrzeugen genutzt werden. Gleichzeitig erwartet der Senat, dass dadurch täglich rund 8.000 Fahrzeuge weniger durch die Bahnhofstraße fahren.
Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, erklärte in einer Pressemitteilung der Senatskanzlei: „Die Ostumfahrung Bahnhofstraße soll das Subzentrum Köpenick vom Durchgangsverkehr entlasten und ermöglicht so eine nachhaltige Umgestaltung der Bahnhofstraße mit höherer Aufenthaltsqualität und Vorrang für den ÖPNV.“ In der Bahnhofstraße sollen künftig Straßenbahnen und Busse Vorrang haben. Geplant ist, dass dort langfristig nur noch 5.000 bis 7.000 Autos pro Werktag verkehren.
Ostumfahrung Bahnhofstraße: Die verkehrliche Erschließung des Quartiers sorgt für Kritik
Aus der Bevölkerung kamen bei der Informationsveranstaltung grundsätzlich positive Signale zur Quartiersentwicklung. Kritisiert wurde jedoch die Planung der neuen Hauptverkehrsstraße. Im Mittelpunkt der Diskussion standen insbesondere die Straßenführung und die Lage der Bahnschienen-Unterführung, die an der derzeitigen Thürnagelstraße beginnen und am Stellingdamm in etwa auf Höhe der Wolfsgartenstraße enden soll. Viele Anwohnende äußerten die Sorge, dass die Ostumfahrung zusätzlichen Verkehrslärm in bestehende Wohngebiete bringen könnte und noch dazu mitten durch das künftige Wohngebiet verlaufen würde.
Arne Herz, Staatssekretär für Mobilität und Verkehr, entgegnete der Kritik, dass das neue Quartier zwar verkehrsarm sein soll, aber dennoch erschlossen werden müsste. „Würde man die Trasse verschieben, würden sich die Betroffenheiten nur verlagern“, so Herz. Alexander Slotty, Staatssekretär für Bauen, ergänzte, dass die Entscheidung für den Ort der Unterführung auf Grundlage umfangreicher Verkehrsstudien und unter Berücksichtigung der Anliegen der Bahn getroffen wurde.
Großflächiger Baustart ist erst in den 2030er Jahren geplant
Neben der Infrastrukturplanung sind auch Maßnahmen zur Schulwegsicherung an allen drei Schulstandorten des neuen Quartiers vorgesehen. Diese umfassen laut der Bezirksstadträtin Dr. Claudia Leistner verbesserte Rad- und Gehwege, die Sanierung der bestehenden Wege und eine Modernisierung der Straßenbeleuchtung. Die neue Grundschule im Quartier soll bereits 2026 fertiggestellt werden. Im Jahr 2026 will der Gebietsbeirat zudem an einem Konzept zur Ausgestaltung der Grün- und Freiflächen arbeiten, das mit Beteiligung der Bevölkerung entwickelt werden soll.
Ab Ende der 2020er Jahre sollen schließlich die ersten Wohnungsbaumaßnahmen südlich des Brandenburgplatzes beginnen. In den 2030er Jahren soll dann das zentrale Wohnquartier mit Gemeinschaftsschule und Gewerbeflächen folgen. Damit nähert sich das Projekt nach Jahren der Planung nun der Phase der konkreten Bauvorbereitung.
Quellen: Bezirksamt Treptow-Köpenick, Senatskanzlei, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Berliner Morgenpost, mein Berlin
Jetzt PLUS-Kunde werden
Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein PLUS-Abonnement.




