In Hamburg-Langenhorn soll eine neue Unterkunft für 250 Geflüchtete entstehen, mitten in einem Stadtteil, der bereits stark belastet ist. Die Pläne der Stadt stoßen auf Kritik, die Debatte um Sicherheit und Integration gewinnt zunehmend an Schärfe.

Hamburg braucht dringend Unterkünfte für Geflüchtete, doch in Langenhorn stoßen die Pläne auf Widerstand. Anwohner fürchten zusätzliche Belastungen, der Langenhorner Markt hat sich längst zum sozialen Brennpunkt entwickelt. / © Foto: Wikimedia Commons, Rmw73

© Titelbild: Wikimedia Commons, Vitavia

 

Im Hamburger Stadtteil Langenhorn soll in den kommenden Monaten eine neue Unterkunft für rund 250 Geflüchtete entstehen. Geplant ist die Nutzung eines ehemaligen Gewerbegebäudes des Autovermieters Europcar Mobility Group an der Tangstedter Landstraße.

Das Vorhaben stößt in der Nachbarschaft jedoch auf deutliche Kritik, wie kürzlich das Hamburger Abendblatt berichtete. Anwohnerinnen und Anwohner sowie lokale Akteure befürchten eine zusätzliche Belastung für den Stadtteil, der nach ihrer Einschätzung schon heute über seine Kapazitätsgrenzen hinaus beansprucht sei.

Geflüchtete Menschen in Langenhorn: Bereits acht Unterkünfte im Stadtteil vorhanden

Der Stadtteil Langenhorn im Norden Hamburgs beherbergt derzeit 1.558 Geflüchtete in acht Unterkünften. Hinzu kommen weitere Unterbringungsstandorte in den angrenzenden Stadtteilen Fuhlsbüttel (1.404 Personen) und Hummelsbüttel (720 Personen). Viele der Bewohnerinnen und Bewohner frequentieren den zentral gelegenen Langenhorner Markt, der sich nach Einschätzung der Sozialbehörde in den vergangenen Jahren zu einem sozialen Brennpunkt entwickelt hat.

Mehrere Gewerbetreibende sowie Bürgerinnen und Bürger berichten von zunehmenden Problemen im Umfeld des Einkaufszentrums LaHoMa. Dazu zählen insbesondere Ladendiebstähle, Vandalismus und Konflikte im öffentlichen Raum. Auch Sicherheitsdienste und verstärkte Polizeipräsenz wurden mittlerweile eingesetzt, um die Situation zu stabilisieren.

Wachsende Sorgen in der Nachbarschaft: Brennpunkt Langenhorner Markt

Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende von Hamburg-Nord, Martina Schenkewitz, schildert im Abendblatt eine wachsende Zahl von Beschwerden aus der Bevölkerung. Sie betont, dass sich viele Anwohnerinnen und Anwohner um die Sicherheit und das soziale Klima im Quartier sorgen. Auch Vertreterinnen und Vertreter des lokalen Einzelhandels bestätigen diese Entwicklung.

Bernd Langmaack, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft „EKZ Langenhorner Markt“, befürchtet demnach, dass die geplante Unterkunft die Situation weiter verschärfen könnte. Er fordert Kompensationsmaßnahmen, etwa durch die Verlagerung anderer Unterkünfte oder zusätzliche Investitionen in Sicherheitsstrukturen.

Hamburg-Langenhorn: Kritik an fehlender Infrastruktur und städtebaulicher Planung

Neben sicherheitsrelevanten Fragen rückt auch die fehlende begleitende Infrastruktur in den Fokus der Kritik. Schulen, Nahverkehrsangebote und soziale Einrichtungen seien schon heute stark ausgelastet, wie die SPD zu bedenken gibt. Auch Freizeit- und Beratungsangebote für Jugendliche und Familien seien notwendig, um Konflikte zu vermeiden.

Die Fraktion der Sozialdemokraten im Bezirk hat daher bereits im Sommer Mittel aus dem Hamburger Stadtentwicklungsprogramm „RISE“ (Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung) beantragt. Ziel ist es, zusätzliche soziale und städtebauliche Maßnahmen zu finanzieren, um die Herausforderungen der Integration im Stadtteil besser bewältigen zu können.

Neuer Wohnraum für Geflüchtete? Nutzungskonflikt auf Gewerbefläche in Langenhorn

Besonders kontrovers wird die Wahl des Standorts diskutiert. Während das Areal laut Bebauungsplan nicht für regulären Wohnungsbau freigegeben ist, darf dort sehr wohl eine Unterkunft für Geflüchtete entstehen, vorerst für 15 Jahre. Kritikerinnen und Kritiker fordern eine Anpassung des Bebauungsplans, um an dieser Stelle bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Die Stadt Hamburg verweist dagegen auf den akuten Bedarf an Unterbringungsplätzen und die hohen Belegungsquoten von derzeit rund 91 Prozent.

Flüchtlinge in Hamburg: Stadt verweist auf Gesamtlage und Integrationsmaßnahmen

Die Sozialbehörde Hamburg betont, dass die meisten Unterkünfte in Hamburg dank enger Abstimmung mit den Quartieren geräuschlos funktionieren. Auch für die neue Unterkunft in Langenhorn seien nach Auskunft der Behörde begleitende Maßnahmen vorgesehen. Geplant ist ein sozio-kulturelles Zentrum im Gebäude, das das Miteinander zwischen Anwohnern und Geflüchteten fördern soll.

Langenhorn befindet sich seit mehreren Jahren im Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“. Mit diesem Programm sollen die Aufenthaltsqualität rund um den Langenhorner Markt verbessert, der öffentliche Raum aufgewertet und neue Nutzungsmöglichkeiten geschaffen werden. Wie die geplante Unterkunft und die Stadtentwicklungspolitik zusammenspielen werden, ist bislang aber offen.

Informationsveranstaltung am 14. Oktober im Gymnasium Alstertal

Am 14. Oktober lädt die Stadt zu einer Informationsveranstaltung in das Gymnasium Alstertal ein. Anwohnerinnen und Anwohner sollen dort die Gelegenheit erhalten, ihre Fragen und Bedenken direkt an Vertreterinnen und Vertreter der Behörden zu richten.

Ziel des Termins ist es, Transparenz zu schaffen und frühzeitig den Dialog zwischen allen Beteiligten aufzunehmen. Der Gesprächsbedarf über eine mögliche weitere Unterkunft für geflüchtete Menschen in Hamburg-Langenhorn ist ganz offenbar noch sehr hoch.

Quellen: NDR, Hamburger Abendblatt, Wikipedia, Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Interessengemeinschaft „EKZ Langenhorner Markt“, Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung

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6 Kommentare

  1. Sven Heitmann 10. Oktober 2025 at 18:10 - Reply

    Da fällt mir nur die AFD ein.

  2. Max 12. Oktober 2025 at 18:04 - Reply

    Genau deswegen wählen wir auch nur noch die AfD! Was abends am Lahoma abgeht ist doch nicht mehr normal.

  3. Dori 13. Oktober 2025 at 14:08 - Reply

    Wer die AfD wählt, unterstützt Fremdenfeindlichkeit und Egoismus. Das wird sich mit Sicherheit irgendwann mal rechen. Es gibt Erhebungen, die deutlich machen, dass gerade viele Wähler der AfD, von dieser Partei eigentlich nicht geschätzt und gewollt werden (als Wähler ja, aber nicht als Menschen in Deutschland). Viele der AfD-Wähler denken nur an sich, sind egoistisch und haben Angst, dass sie in dieser Welt verlieren und vor Menschen, die sie nicht verstehen. Da wünsche ich mir doch lieber Menschen in meiner Nachbarschaft, die offen, großherzig und mitfühlend sind, ganz egal welcher Nationalität sie angehören. Wenn aber die AfD gewählt wird und mehr Einfluss bekommt, gewinnen die Nazis auch an Macht und die Lage in Deutschland könnte so werden, wie es auch den „Deutschen“ nicht gefallen wird. Außerdem kann das, was die AfD tlw. proklamiert in einer Demokratie gar nicht umgesetzt werden. Und die Demokratie schützt uns alle vor Willkür und anderen faschistischen Tendenzen. Daher meine große Bitte: recherchieren Sie, ob die AfD wirklich für Sie die beste Wahl ist und glauben Sie nicht einfachen Lösungen. Die gibt es in der Regel nie. Diese Partei ist nicht menschenfreundlich! Was die Unterkunft angeht, so sind es bei den meisten Standorten immer wieder die gleichen Bedenken, die sich später zerschlagen, da die Stadt sehr wohl prüft ob der Sozialraum die neuen Nachbarn aufnehmen kann. Im Gegenteil später lernt man die Menschen dann kennen und schätzen und findet es schade, dass sie gehen müssen, gerade wo doch die Kinder mit den eigenen Kindern oder Enkeln so schöne Freundschaft geschlossen haben und die Eltern tlw. sehr nett und engagiert sind. Ausnahmen gibt es immer. Doch diese muss ein Staat aushalten können – und dazu gehören auch die Bürger dieser Stadt. Es sind auch die Schwachen und durchs Netz gefallene, auch die kriminell Gewordenen, die eine Stadt auffangen muss. Dazu müssen die Mittel bereit gestellt werden. Aber an der Verpflichtung – in Not geratenen Menschen zu helfen – sollte man nicht rütteln. Auch Sie könnte es mal treffen und dann wären Sie froh, wenn ihre Stadt auch die Schwachen und Sie unterstützt.

    • M.Hillen 14. Oktober 2025 at 14:20 - Reply

      Die Verhältnisse in Deutschland sind schon so, wie es den „Deutschen“ nicht gefällt… (Ausnahmen bestätigen die Regel)

    • Meier 16. Oktober 2025 at 14:35 - Reply

      Soviel Unsinn habe ich noch nie gelesen. 🤦🏽‍♀️🤦🏽‍♀️🤦🏽‍♀️

  4. A. Graul 14. Oktober 2025 at 22:49 - Reply

    Wieso Abends? Mir reicht es schon tagsüber. Polizei Präsens? Außer beim Knöllchenverteilen leider nicht wahrnehmbar. Sicherheitsdienst? Noch nie gesehen, außer wenn die Einnahmen von Kaufland abgeholt werden. Im Dunkeln zu Fuß zum LaHoMa?
    Ganz bestimmt nicht. 4% Flüchtlingsanteil an der an der Einwohnerzahl Langenhorns klingt erst einmal nicht viel, aber der Bevölkerungsanteil mit Migrationsanteil liegt schon bei knapp 40%. Ist ja vielleicht auch kein Problem, nur sind diese gefühlt alle im Umkreis von 500m um den Langenhorner Markt versammelt. Eine 8te Flüchtlingsunterkunft hier in die unmittelbare Nachbarschaft zu platzieren ist völlig unsensibel und wird reichlich neue Probleme schaffen. Da werden auch keine Sozialen Einrichtungen und Veranstaltungen helfen.

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