Am Berliner Alexanderplatz soll nach Wünschen des Berliner Senats künftig die Zentral- und Landesbibliothek in das umgebaute Galeria-Warenhaus einziehen. Eigentümer CommerzReal zeigt sich offen für die Pläne und hat bereits visualisiert, wie das Gebäude im Inneren dafür umgebaut werden soll.

Blick von der Karl-Liebknecht-Straße: So soll der verglaste Sockel des Hochhauses „The Berlinian“ aussehen. / © Visualisierung: CommerzReal AG, Kleihues+Kleihues

© Visualisierung Titelbild: CommerzReal AG

 

Dass der Berliner Senat mit dem Eigentümer des Galeria-Gebäudes, der CommerzReal AG, seit geraumer Zeit über den Einzug der Zentral- und Landesbibliothek in das bisherige Galeria-Warenhaus am Berliner Alexanderplatz verhandelt, ist längst kein Geheimnis mehr. Beide Seiten haben zuletzt mehrfach betont, dass das Projekt umgesetzt und die ZLB am Alexanderplatz endlich ihren zentralen Standort bekommen soll.

Andreas Rauch, Head of Development & Construction bei CommerzReal, erläuterte in der Dokumentation „Baustelle Alexanderplatz“ ausführlich die Pläne des Bauherren: „Das ganze Gebäude ist im Moment ja für ein Kaufhaus konzipiert. Das heißt für die ZLB würden wir natürlich die Fassade öffnen, um Licht in die Bibliothek reinzubekommen.

Galeria-Gebäude am Alexanderplatz: Fassade soll für ZLB-Einzug geöffnet werden

Rauch führte auch aus, wie die Besucherinnen und Besucher künftig in die ZLB gelangen sollen: „Die Bibliothek wird dann vom Alexanderplatz aus erschlossen und wir haben dann den Kaufhof Galeria an der Seite. Wir sind guter Dinge, dass wir wirklich das Konzept umsetzen können.

Auf dem Dach des Gebäudes ist auch weiterhin eine öffentliche Dachterrasse geplant, wie Rauch bekräftigt: „Jeder Berliner kann sich dieses Restaurant vorstellen, kann sich hinsetzen, kann essen und dabei auf den Alexanderplatz schauen.“ Die Terrasse soll nicht nur für Besucher der ZLB zugänglich sein, sondern für alle Besucher am Alexanderplatz.

Im Innern soll das Galeria-Gebäude für den ZLB-Einzug komplett umgebaut werden

Nun ist auch visualisiert worden, wie das umgebaute Warenhaus von innen aussehen würde, sollte sich die Vision der ZLB am Alexanderplatz erfüllen. Zu sehen ist auf der Visualisierung von CommerzReal ein offener Raum mit einer großen Freiflächen – und natürlich vielen Büchern. Die Darstellung macht deutlich: der Eingriff in die baulichen Strukturen des heutigen Warenhauses wären gewaltig.

Der von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson (parteilos, für die CDU) befürwortete Plan hätte allerdings ein erhebliches finanzielles Volumen: Nach Informationen aus Koalitionskreisen wäre mit Kosten von rund einer Milliarde Euro zu rechnen, wie kürzlich die Berliner Morgenpost berichtete.

ZLB: Zukunft der bisherigen Standorte in Kreuzberg und Mitte bislang ungeklärt

Dabei geht es nicht allein um den Neubau eines zentralen Bibliotheksgebäudes. Auch die bestehenden Standorte, die Amerika-Gedenkbibliothek am Halleschen Tor und die Bibliothek an der Breiten Straße in Mitte, stehen im Fokus der Planungen. Beide Häuser gelten als stark sanierungsbedürftig, und bislang gibt es keine tragfähigen Konzepte, wie ihre künftige Nutzung das Land finanziell entlasten könnte.

Während der Berliner Senat hier also noch einige Hausaufgaben zu erledigen hat, treiben die Projektentwickler am Alexanderplatz das Umbau- und Hochhausprojekt am Galeria-Gebäude weiter voran. Eine neue Visualisierung zeigt, wie der Sockel des Hochhauses „The Berlinian“ an der Karl-Liebknecht-Straße gestaltet werden soll.

Karl-Liebknecht-Straße: Verglaster Sockel am Fuße des Hochhauses „The Berlinian“

Als Fassadenmaterial sollen hier die Elemente Naturstein und Glas gewählt werden, wie auch beim Hochhaus. Optisch wird durch die Verwendung des Natursteins eine Symbiose mit dem bestehenden Galeria-Gebäude hergestellt, die Glasfront soll zudem viel Licht ins Innere des Gebäudes bringen. Das Büro Kleihues+Kleihues hat das Konzept für den verglasten Sockel sowie das Hochhaus entworfen.

Vor Ort ist bereits gut sichtbar, wie das Gebäude künftig wirken wird, denn sukzessive werden die Glaselemente an der äußeren Fassade des umgebauten Warenhauses angebracht. Das Hochhaus hat zudem mittlerweile seine vollständige Höhe erreicht.

Galeria und ZLB sollen im umgebauten Warenhaus als koexistierende Ankermieter funktionieren

Während die ZLB zum Ankermieter im neuen Gebäude werden soll, soll aber auch das bisherige Warenhaus am Standort Alexanderplatz verbleiben. Eigentümer Commerz Real und der Galeria-Konzern einigten sich im September auf eine Verlängerung des Mietvertrags bis zum 31. August 2026. Damit bleibt auch die Zukunft der rund 350 Beschäftigten vorerst gesichert.

Die Vertragspartner erklärten öffentlich, dass sie den Standort in den kommenden Monaten weiterentwickeln wollen. Ziel sei ein „lebendiges Zentrum aus Handel und Kultur“. Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bezeichnete die Verlängerung als wichtigen Zwischenschritt. Sie betonte, dass damit Zeit gewonnen werde, um eine nachhaltige Gesamtlösung für den Standort zu entwickeln.

Galeria Kaufhof am Alexanderplatz bleibt mindestens noch zwei Jahre geöffnet

Mit der erzielten Einigung bleibt das Warenhaus mindestens zwei weitere Jahre geöffnet. Ob der Standort langfristig als Kaufhaus erhalten bleibt oder künftig eine Mischnutzung aus Einzelhandel, Bildung und Kultur entsteht, soll in den kommenden Monaten entschieden werden.

Eine spannende Vision für den Standort am Alexanderplatz in Berlin-Mitte, die letztlich daran hängt, ob sich die beteiligten Verhandlungspartner über das Vorhaben einig werden, und ob der Berliner Senat die nötigen Investitionsmittel für das Vorhaben aufbringen kann.

Geöffnete Fassade: So stellt sich Bauherr CommerzReal den Umbau des Galeria-Gebäudes am Berliner Alexanderplatz vor. / © Visualisierung: CommerzReal AG

Quellen: CommerzReal AG, Kleihues+Kleihues, Dokumentation „Baustelle Alexanderplatz“ (BerliMedia GmbH), RBB, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel

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4 Kommentare

  1. Kharma 30. Oktober 2025 at 20:14 - Reply

    So kann man auch eine Innenstadt umbringen, erst vergrault man das La Fayete, jetzt die Galeria. Und das für ein vollkommen unnötiges Bücherlager, das man easy voll digitalisieren kann…

    • Miro 31. Oktober 2025 at 12:29 - Reply

      So ein Quark. Wer vergrault da wen? Die Galeries Lafayette haben sich einfach nicht gerechnet, genauso wie die Galeria. Wie oft ist Galeria Kaufhof in den letzten Jahren insolvent gegangen oder kurz daran vorbeigeschrammt? Und wie hat sich in der gleichen Zeit der Online-Handel entwickelt? Genau.

      Die von Dir abschätzig als Bücherlager bezeichnete ZLB hat hingegen in den letzten zehn Jahren immer mehr und neue Besucher angezogen, weil sie eben genau das nicht ist: ein Bücherlager (oder ein schlecht beleuchtetes Warenlager wie die Galeria), sondern ein beliebter Treffpunkt und Aufenthaltsort für die gesamte Stadtgesellschaft.

      Das Ärgerliche an dieser Thematik ist für mich vor allem, dass der nötige Umbau jetzt auch eine Milliarde kosten soll. Da würde ich als CommerzReal auch mal einen Tausi für ein paar schöne Animationen springen lassen, um den Senat mit „ins Boot zu holen“. Der Standort an der Friedrichstraße wäre meines Erachtens nach die bessere Wahl gewesen (an dieser Stelle noch einmal danke an Stefan Evers fürs konsequente Verhindern). Es ist ja nicht so, als hätte der Alex noch mehr Frequenz nötig und weniger unwirtlich wird der Platz auch durch das Kulturtrostpflaster ZLB nicht werden.

  2. Lübs 1. November 2025 at 15:34 - Reply

    Ich finde Bibliotheken mit den verschiedenen Medien insbesondere mit Büchern grundsätzlich wichtig.
    Aber das Galeria am Alexanderplatz war mein liebster Einkaufs Ort, eine Institution. Das gute dort nach dem Einkauf konnte man in das Restaurant gehen und sich ein warmes Essen nach Wahl zusammen stellen . Dort gab es in Buffet Form die leckersten Speisen. Da ich gesundheitlich eingeschränkt bin, war es mir möglich dort zu essen.
    Das hat den Einkauf immer abgerundet!
    Jetzt suche ich nach einem Kaufhaus in Berlin wo ich so etwas bekomme.
    Am Kudamm werde ich schauen ob dort etwas Ähnliches zu finden ist. Es ist
    sehr weit für mich da ich in Pankow wohne.
    Gefühlt verschwinden die Filialen im Ostteil zuerst?!?
    Sicher kann man online einkaufen, tue ich auch, aber der Umwelt zuliebe doch so wenig wie möglich.
    Es hört sich gut an was da so geplant ist.
    Aber gerade dieser Standort?
    Kann man nicht eine bestehende Bibliothek erneuern und aufstocken?

  3. Simon 2. November 2025 at 06:22 - Reply

    Der Senat spart dass es kracht. Und da soll jetzt plötzlich die völlig überteuerte Summe von 1Mrd locker gemacht werden, damit der Entwickler seine Rendite bekommt? Kann ich mir nicht vorstellen…
    (auch wenn es schön wäre, wenn öffentliche Einrichtungen solch einen Stellenwert erhalten, wie etwa in Skandinavien)

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