Die „Dondorf-Druckerei“ in Frankfurt-Bockenheim verbindet historische Industriearchitektur mit zeitgenössischer kultureller Nutzung. Nach jahrelangen Debatten über Abriss, Denkmalschutz und Hausbesetzungen dient das Gebäude heute der Schirn Kunsthalle und lokalen Initiativen als zentraler kultureller Ort.

Fassade der Dondorf-Druckerei

Die „Dondorf-Druckerei“ besteht dank der Besetzerinnen und Besetzer als zentraler Ort in Frankfurt, dessen historische Substanz erhalten bleibt und der weiterhin eine bedeutende Rolle für das kulturelle Leben, die städtische Identität und die Erinnerung an die Frankfurter Druck- und Verlagsgeschichte spielt. / © Foto: Wikimedia Commons, Karsten Ratzke, CC0

© Fotos: Wikimedia Commons, Karsten Ratzke, CC0

Die „Dondorf-Druckerei“ in Frankfurt-Bockenheim zählt zu den bedeutendsten Industriegebäuden der Stadt. Seit ihrer Errichtung 1873 prägt sie das Stadtbild in Bockenheim und gilt als Zeugnis der Frankfurter Druck- und Verlagsgeschichte. Gleichzeitig sorgt das Gebäude seit Jahren für Diskussionen über Stadtentwicklung, Denkmalschutz und kulturelle Nutzung.

Diese Debatten spiegeln sich derzeit auch vor Gericht wider. In der vergangenen Woche verurteilte das Amtsgericht Frankfurt einen 27-jährigen Aktivisten wegen Hausfriedensbruchs. Er hatte im Dezember 2023 gemeinsam mit weiteren Aktivistinnen und Aktivisten die Druckerei besetzt, um gegen einen geplanten Abriss zu protestieren.

Historische Bedeutung und industrielle Entwicklung der Dondorf-Druckerei

Die Geschichte der „Dondorf-Druckerei“ beginnt 1873, als Verleger B. Dondorf die Anlage auf einem 6.000 Quadratmeter großen Grundstück errichtete. Bis heute prägt der markante Schornstein das Gebäude und erinnert an die damals eingesetzte Dampftechnik. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Druckerei elektrifiziert und um einen Erweiterungsbau ergänzt. 1928 übernahm die Union-Druckerei das Gelände und ließ es ein Jahr später nach den Plänen des Architekten Johann Wilhelm Lehr umbauen.

Ein Luftangriff im Februar 1944 zerstörte große Teile des Komplexes, der Schornstein blieb jedoch unversehrt. Nach dem Krieg erfolgte die Rückgabe der Liegenschaft an die Union-Druckerei und der Wiederaufbau. Ab 1961 nutzte die Goethe-Universität die Druckerei unter anderem für das Institut für Kunstpädagogik und das Universitätsarchiv.

Proteste und Besetzungen 2023: Widerstand gegen Abrisspläne der Dondorf-Druckerei

2023 plante das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, die Gebäude zu übernehmen und umzubauen. Aufgrund der schlechten baulichen Substanz war jedoch ein Abriss mit anschließender Rekonstruktion vorgesehen. Gegen diese Pläne protestierten Bürgerinitiativen und das Kollektiv „Die Druckerei“ mit zwei Besetzungen im Sommer und Dezember 2023.

Nach mehreren Tagen und gescheiterten Gesprächen räumte die Polizei am 19. Dezember 2023 das Dach des Gebäudes, auf dem sich noch Aktivistinnen und Aktivisten verschanzt hatten. Vergangene Woche verurteilte das Amtsgericht einen der Besetzer zu einer Geldstrafe von 2.100 Euro. Unterstützerinnen und Unterstützer kritisierten das Verfahren, da die Ziele der Besetzer inzwischen umgesetzt worden sind.

Sanierung und temporäre Nutzung: Die Dondorf-Druckerei als Quartier der Schirn Kunsthalle

Im Januar 2024 gab die Max-Planck-Gesellschaft ihre Baupläne auf und die Stadt Frankfurt entschied im Juni 2024, die Druckerei als temporären Standort der Schirn Kunsthalle zu nutzen.  Für rund 4,5 Millionen Euro wurde das Gebäude saniert, Ausstellungsflächen wurden eingerichtet, und es sind Räume für lokale Initiativen vorgesehen, wie sie die Besetzenden ursprünglich gefordert hatten.

Allerdings bleibt die konkrete Nutzung der Räume für diese Initiativen bislang offen. Mietverträge sind noch nicht abgeschlossen, die Raumvergabe verzögert sich, und das zuständige Ministerium prüfe den Überlassungsvertrag derzeit intern.

Rechtliche Nachwirkungen und kulturelle Bedeutung: Die Dondorf-Druckerei zwischen Gerichtsverfahren und städtischem Erhalt

Während die Stadt Frankfurt den Einzug der Schirn feiert, sind die Aktivistinnen und Aktivisten weiterhin mit juristischen Verfahren beschäftigt. Zahlreiche Prozesse wegen Hausfriedensbruchs laufen noch, darunter auch Verfahren gegen minderjährige Mitglieder des Kollektivs. Die Goethe-Universität hält an den Strafanträgen fest und verweist darauf, dass die Strafbarkeit der Besetzungen unabhängig von den mittelbaren Folgen, also dem Erhalt der Druckerei, sei.

Dennoch bleibt die „Dondorf-Druckerei“ dank der Besetzerinnen und Besetzer ein zentraler Ort in Frankfurt, dessen historische Substanz erhalten bleibt und der weiterhin eine bedeutende Rolle für das kulturelle Leben, die städtische Identität und die Erinnerung an die Frankfurter Druck- und Verlagsgeschichte spielt.

Quellen: Hessenschau, Journal Frankfurt, Wikipedia, Stadt Frankfurt am Main

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