Die Landeshauptstadt Potsdam hat dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Brandenburg ein Grundstück zur Erweiterung des Jüdischen Friedhofs übergeben. Damit schafft die Stadt Platz für künftige Bestattungen und setzt zugleich ein Zeichen für die Anerkennung und Förderung jüdischen Lebens.

Blick auf den bestehenden Jüdischen Friedhof in der Puschkinallee 18. (Potsdam)

Der im Jahr 1743 gegründete Jüdische Friedhof in Potsdam ist ein zentrales Zeugnis jüdischer Geschichte in Brandenburg. Das Erweiterungsgrundstück des Jüdischen Friedhofs in Potsdam soll künftig rund 300 zusätzliche Grabstellen ermöglichen. / © Foto: Wikimedia Commons, Clemensfranz, CC BY-SA 3.0 

© Foto Titelbild: Landeshauptstadt Potsdam, Jörg Bindheim

 

Am 16. Oktober 2025 hat die Landeshauptstadt Potsdam ein Grundstück an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden Land Brandenburg K.d.ö.R. übergeben. Das Gelände grenzt direkt an den bestehenden Jüdischen Friedhof in der Puschkinallee und umfasst 1.966 Quadratmeter. Damit entsteht Platz für rund 300 neue Grabstellen. Der bisherige Friedhof stammt aus dem Jahr 1743 und bietet auf einer Fläche von über 9.000 Quadratmetern etwa 850 Grabstätten. Nach fast drei Jahrhunderten sind die vorhandenen Kapazitäten nun erschöpft.

Die Stadt stellt das Erweiterungsgrundstück kostenfrei zur Verfügung, während der Landesverband alle Folgekosten übernimmt. Dazu zählen die Notarkosten und die Ausgaben für die Herrichtung des Geländes. Grundlage dieser Entscheidung ist ein Beschluss des Potsdamer Hauptausschusses. Beide Seiten betonen, dass es sich um mehr als eine formale Übergabe handelt, da mit der Erweiterung zugleich die Zukunft jüdischer Bestattungskultur gesichert wird.

Jüdisches Leben in Potsdam: Beitrag zur Sicherung von Kultur und gegen Antisemitismus

Die Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit, Brigitte Meier, erklärte, die Stadt wolle mit der Übergabe einen konkreten Beitrag zur Stärkung jüdischen Lebens in Potsdam leisten. Die Erweiterung des Friedhofs sei, neben der neuen Synagoge, ein weiterer wichtiger Schritt, um jüdische Kultur sichtbar in der Stadt zu verankern. Zugleich solle die Entscheidung als Zeichen gegen zunehmenden Antisemitismus verstanden werden. Potsdam setze damit ein klares Signal für Toleranz, Vielfalt und Zusammenhalt.

Nach Ansicht Meiers spiegle die Erweiterung auch den respektvollen Umgang mit der Geschichte wider. Der Friedhof erinnere an Jahrhunderte jüdischen Lebens in Potsdam und bleibe als Ort der Ruhe und Erinnerung ein fester Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses der Stadt.

Dank des Landesverbandes Brandenburg: Ausdruck von Wertschätzung und Verantwortung

Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, Gennadi Kuschnir, dankte der Stadtverwaltung für die Unterstützung. Er hob hervor, dass die Übergabe nicht nur ein Verwaltungsakt sei, sondern ein Symbol für die Wertschätzung jüdischer Geschichte und Gegenwart. Mit dieser Entscheidung werde die enge Verbindung zwischen der Stadt Potsdam, dem Land Brandenburg und der jüdischen Gemeinschaft weiter gestärkt.

Kuschnir erklärte zudem, dass auf dem erweiterten Friedhof künftig alle Menschen jüdischen Glaubens bestattet werden können, unabhängig von ihrer Gemeindezugehörigkeit. Damit entstehe ein Ort, der für alle jüdischen Bürgerinnen und Bürger Brandenburgs offen ist und die religiöse Vielfalt innerhalb des Judentums widerspiegelt.

Erweiterung des Jüdischen Friedhofes in Potsdam: Signal für Toleranz und gesellschaftlichen Zusammenhalt

Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) begrüßte die Entscheidung der Stadt. Der Leiter des Berliner Büros, Günter Jek, betonte, die Übergabe des Grundstücks sende ein wichtiges Signal für die nachhaltige Verankerung jüdischen Lebens in Brandenburg. Angesichts zunehmender antisemitischer und extremistischer Bedrohungen sei das Engagement der Stadt von großer Bedeutung.

Die ZWST sieht in der Friedhofserweiterung nicht nur ein kommunales Vorhaben, sondern einen Beitrag zur aktiven Sicherung jüdischer Existenz. Sie lobte Potsdam als positives Beispiel und appellierte an andere Städte, diesem Weg zu folgen. Die Sicherung jüdischer Infrastruktur sei ein zentrales Element gesellschaftlicher Verantwortung und ein Ausdruck lebendiger Demokratie.

Quellen: Landeshauptstadt Potsdam

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