Die Brücke am Breitenbachplatz in Berlin-Dahlem bleibt ein Symbol des Stillstands der Berliner Verkehrsplanung. Nach juristischen Komplikationen musste der Abriss neu ausgeschrieben werden und soll nun frühestens 2026 beginnen. Der vollständige Abriss der Brücke wird also nicht vor 2027 abgeschlossen sein.

Ein Bild, was es am Breitenbachplatz schon seit Jahren so gibt: Die einstige Autobahnbrücke ist aufgrund ihres maroden Zustands gesperrt und soll abgerissen werden – aber bislang ist nichts passiert. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT
Die Sanierung und Neugestaltung des Breitenbachplatzes in Berlin-Dahlem schreitet nur schleppend voran. Wie aus einer Anfrage von ENTWICKLUNGSSTADT an die Berliner Senatsverkehrsverwaltung hervorgeht, verzögert sich der geplante Rückbau der Brücke über dem Breitenbachplatz erneut.
Obwohl der Auftrag bereits im September 2024 vergeben wurde, ist mit einem tatsächlichen Baubeginn nicht mehr in diesem Jahr zu rechnen. Das bestätigte eine Sprecherin der Verkehrsverwaltung. Für Anwohnerinnen und Anwohner am Breitenbachplatz bedeutet dies, dass sie auf den Abriss des seit Jahren gesperrten, maroden Verkehrsbauwerks weiter warten müssen, obwohl die Brücke nach ursprünglichen Planungen längst abgetragen sein sollte.
Breitenbachplatz in Dahlem: Rückbau der Autobahnbrücke startet nicht vor 2026
Grund für die erneute Verzögerung ist laut Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt ein Rechtsstreit mit dem im Jahr 2024 beauftragten Unternehmen. In Folge dieser juristischen Auseinandersetzung ist der Vertrag mit dem Bauunternehmen wieder gekündigt worden. Der Abriss der Brücke und sämtliche dazugehörigen Bauleistungen müssen neu ausgeschrieben werden.
Diese Neuausschreibung der Leistungen läuft derzeit, wie sie Senatsverwaltung mitteilt. Die Wiederaufnahme der Bauleistungen sei demnach für November 2025 vorgesehen, womit vor allem vorbereitende Arbeiten gemeint sind. Der tatsächliche Abriss der Brücke wird aber nicht mehr in diesem Jahr begonnen werden, so viel steht schon jetzt fest.
Juristischer Streit mit Bauunternehmen: Abriss der Brücke am Breitenbachplatz wurde neu ausgeschrieben
Ab Anfang 2026 soll nun, nach neuerlichem Plan, der Abriss der Autobahnbrücke beginnen und anschließend 13 Monate andauern. Das bedeutet, dass die Autobahnbrücke, die sich über den Breitenbachplatz erstreckt, nicht vor 2027 abgetragen sein wird. Und das nur, wenn bei der erneuten Ausschreibung keine weiteren Zwischenfälle auftreten.
Der Abriss soll auch weiterhin nur die Autobahntrasse an sich umfassen, die Pfeiler hingegen werden, wie bereits angekündigt, noch stehen bleiben. Ursprünglich war deren Erhalt aus baulichen Gründen begründet worden; sie seien nicht schadhaft, daher kein Teil der aktuellen Rückbaumaßnahmen. Gleichzeitig verweist die Senatsverwaltung auf ein noch ausstehendes Verkehrsgutachten, das die Zukunft der Pfeiler klären soll. Allerdings ga es hier in der Vergangenheit seitens des Berliner Senats immer wieder wechselnde Aussagen.
Die Brückenpfeiler der Autobahnbrücke sollen nach dem Abriss stehen bleiben – ihre Zukunft ist offen
Diese Vorgehensweise wird von Anwohnenden und Bezirksvertreterinnen und -vertretern zunehmend kritisch gesehen. Die Befürchtung steht im Raum, dass mit einem möglichen Erhalt der Pfeiler der Weg für einen späteren Neubau der Brücke offengehalten werden könnte.
Zwar wurde zwischenzeitlich beschlossen, die Pfeiler künstlerisch zu gestalten, doch ein städtebauliches Konzept zur nachhaltigen Neugestaltung des Platzes fehlt weiterhin. Gleichzeitig beendet die 2012 gegründete Bürgerinitiative Breitenbachplatz laut einem Bericht der Berliner Morgenpost nach 13 Jahren ihre Arbeit. Lutz Pietschker, Sprecher der Initiative, erklärte, die Gruppe beende nun offiziell ihre Aktivitäten.
Breitenbachplatz: Bürgerinitiative beendet ihre Arbeit, Robert Patzschke hat Ideen für eine Neugestaltung
Man habe das Thema erfolgreich in die Politik getragen, betonte der 72-jährige Maschinenbauingenieur. Viele Mitglieder seien mittlerweile im Rentenalter und hätten andere Aufgaben. Zudem habe sich kein Nachwuchs gefunden, der die Arbeit in ihrem Sinne hätte fortführen können. Pietschker betont aber im Hinblick auf die zukünftige Gestaltung des Platzes: „Was jetzt gebaut wird, wird einige Jahrzehnte lang das Aussehen unseres Viertels bestimmen – also engagiert euch und überlasst die Planung nicht alleine denjenigen, die bisher so wenig konkretes Interesse daran gezeigt haben.„
Wie der künftige Breitenbachplatz einmal aussehen könnte, hat das Büro Patzschke Planungsgesellschaft mbH im Rahmen einer AIV-Initiative im vergangenen Jahr einmal visualisiert. Architekt Robert Patzschke hatte schon 2022 mehrere Testentwürfe angefertigt und neue Baukörper in die vorhandene Baustruktur eingefügt.
Diese städtebaulichen Skizzen sollten Politik, Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürger dazu ermutigen, eine zukunftsweisende, städtebauliche Position zu beziehen und den Umbau entschieden anzugehen. Diese Möglichkeit besteht noch immer, doch was derzeit fehlt, ist ganz offensichtlich der politische Wille zur Neugestaltung des Platzes. Denn noch steht das nicht mehr genutzte Tragwerk über dem Platz. Viele Anwohner fragen sich: wie lange noch?

Relikt der Stadtplanung aus den 1960er und 1970er Jahren: Die mittlerweile abrissreife Autobahnbrücke am Breitenbachplatz. Im Hintergrund ist der ebenfalls sanierungsbedürftige Tunnel an der Schlangenbader Straße erkennbar, der modernisiert werden soll. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Nach dem Autobahn-Abriss: So könnte der Breitenbachplatz in Berlin-Dahlem einmal aussehen. / © Visualisierung: Patzschke Planungsgesellschaft mbH
Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Berliner Morgenpost, Patzschke Planungsgesellschaft mbH
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3 Kommentare
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Am Sinnvollsten wäre ein Neubau der Brücke, um den Verkehr von den Nebenstraßen wegzubekommen. Man könnte die Brücke dann genauso wie den Schlangenbader Tunnel mit Wohnungen überbauen. Die Fotos zeigen doch nur Gentrifizierung.
Na klar, dann bauen wir gleich eine Autobahn quer durch das Viertel, und Wohnungen über einer Brücke sind bestimmt sehr günstig zu bauen …. die Bodenpreise und Baupreise fallen ja nicht, weil man Wohnungen über eine Brücke baut…was durch die aufwendige Brückenkonstruktion dann ohnehin nochmal teurer wird…
für die Stadtteile wäre die einzig sinnvolle Lösung: Tunnel schließen, Brücke abreißen, Breitenbachplatz und die umgebenden Straßen menschengerecht umbauen, mehr Wohnraum schaffen. Der aktuelle Zustand erinnert eher an Los Angeles (und nicht die schönen Teile), als an einen Teil mitten in einer europäischen Stadt. Das einzige, was ein Rückkehr zu einer Tunnelöffnung und ggf. sogar eine Erneuerung der Hochstraße für die Bezirke bringen wird wäre mehr Durchgangsverkehr, Lärm und Feinstaub. Der Mythos der „Entlastung“ wäre nur sehr punktuell und sollte lieber mit gezielten Maßnahmen gesteuert werden, denn die Lösung für weniger Verkehrsbelastung ist nicht „mehr Autos“.