Steigende Bau- und Finanzierungskosten erschweren die Schaffung neuen Wohnraums; umso wichtiger werden gemeinwohlorientierte Modelle. In Berlin rücken Genossenschaften mit ihren Prinzipien der Selbstverwaltung und Solidarität zunehmend in den Fokus der Stadtentwicklung.

Angesichts explodierender Baupreise und hoher Zinsen werden Genossenschaften zu einem entscheidenden Faktor für bezahlbares Wohnen in Berlin. Ihre Projekte zeigen, wie gemeinschaftliches Bauen und nachhaltige Stadtentwicklung Hand in Hand gehen können. Eines dieser Projekte ist bereits vor mehreren Jahren an der Möckernbrücke in Berlin-Kreuzberg fertiggestellt worden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT
Beängstigend gestiegene Boden-, Bau – und Finanzierungskosten haben die Aussicht auf finanzierbare neue Wohnungen in weite Ferne rücken lassen. Der Bedarf jedoch an neuem Wohnraum ist enorm und somit rückt das Interesse an gemeinwohlorientiertem Bauen sowie der Bedarf an Wohnen in Gemeinschaften in den Mittelpunkt vieler Diskussionen.
Die Berliner Genossenschaftskultur, mit ihren Prinzipien der Selbstverwaltung und Selbstverantwortung, könnte in den kommenden Jahren ein nicht unwesentlicher Schlüssel bei der Herangehensweise zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums sein. In Berlin gibt es heute insgesamt 80 Wohnungsbaugenossenschaften mit einem Bestand von rund 200.000 Wohnungen, und es kommen stetig neue Wohnungen hinzu.
Die ENTWICKLUNGSSTADT-Redaktion hat zehn verschiedene Genossenschaftsprojekte im gesamten Berliner Stadtgebiet ausgewählt, bei denen neue Wohnungen in der Hauptstadt realisiert werden, mit ganz unterschiedlichen Herangehensweisen:
99 Genossenschaftswohnungen in Treptow: So sieht das Quartier an der Harzer Straße aus
An der Harzer Straße in Alt-Treptow ist ein neues genossenschaftliches Wohnquartier mit 99 Wohnungen entstanden. Das Projekt der Wohnungsbaugenossenschaft DPF eG wurde inzwischen abgeschlossen, die Gebäude sind bezogen und die Freiflächen vollständig gestaltet.
Hier könnt Ihr mehr über das neue Wohnquartier erfahren
Si80 in Neukölln: Gemeinschaftliches Wohnen und Gewerbe
In der Silbersteinstraße 80 in Berlin-Neukölln entsteht derzeit ein gemeinschaftlich organisiertes Wohnprojekt. Die Baugemeinschaft Si80 entwickelt dort zwei Gebäude mit insgesamt 16 Wohnungen und vier kleinen Gewerbeeinheiten. Der Bau ist bereits weit fortgeschritten.
Mehr zum Projekt „Si80“ in Neukölln gibt es hier zu lesen
Reinickendorf: 256 neue Wohnungen in der Holländerstraße
Das Wohnungsbauprojekt „Neue Holländergärten“ wurde neben und teilweise auf entwidmeten Flächen des Friedhofs Golgatha-Gnaden an der Holländerstraße umgesetzt. Drei Partner arbeiteten an der Realisierung des Bauvorhabens: Das Unternehmen, Kompass-Wohnen, die Stadtbürgergenossenschaft und die Hanseatische Immobilien Treuhand.
Mehr zum Projekt in Reinickendorf lest Ihr hier
Wohnen in der Gemeinschaft: Genossenschaft realisiert Bauprojekt in Köpenick
Berlin-Köpenick: Mit zwei neuen Wohnhäusern schafft die WBG „Amtsfeld“ eG zusätzlichen Wohnraum in der Salvador-Allende-Straße. Während barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnungen den sozialen Anspruch der Genossenschaft unterstreichen, sorgt die dichte Bebauung für Kritik in der Nachbarschaft.
Mehr zum Projekt in Köpenick lest Ihr hier
Pankow: Dachaufstockung und Sanierung in der Hadlichstraße
In der Hadlichstraße in Pankow schreiten Sanierung und Aufstockung zweier Wohngebäude sichtbar voran. Mehrere Aufgänge sind bereits fertiggestellt, die neuen Etagen heben sich deutlich vom Bestand ab. Bis Ende 2025 soll das Projekt abgeschlossen werden, mit 22 barrierefreien Wohnungen und modernisierten Bestandswohnungen, ergänzt durch umfassende energetische Maßnahmen.
Mehr zum Bauprojekt in Pankow erfahr Ihr hier
Baumschulenweg: Neubau von 99 Wohnungen auf Garagengrundstück

© Visualisierung: Wohnungsbaugenossenschaft „Am Ostseeplatz” eG, Sauerbruch Hutton Gesellschaft von Architekten mbH
Auf einem Grundstück an der Radenzer Straße sollten ab 2025 neue Wohnungen in Holzbauweise entstehen. Momentan zeigt sich auf dem Gelände noch kein sichtbarer Fortschritt. Stattdessen ist das Grundstück weiterhin von alten Garagen und dichtem Bewuchs geprägt.
Hier lest Ihr mehr über das Bauvorhaben in Baumschulenweg
Steglitz: Aufstockung von Wohnanlage an der Lepsiusstraße abgeschlossen
An der Steglitzer Lepsius-, Treitschke und Hackerstraße, unweit der Schloßstraße, wurden in den vergangenen Jahren mehrere Wohngebäude einer Wohnanlage der Vaterländischer Bauverein eG (VBV eG) energetisch saniert und durch eine Dachgeschossaufstockung um eine Etage erweitert. Nun werden die letzten Baugerüste abgebaut, das Projekt ist abgeschlossen.
Mehr zur Wohnanlage an der Lepsiusstraße könnt Ihr hier erfahren
Bezahlbarer Wohnraum für Kreuzberg: 422 Wohnungen gehen in genossenschaftlichen Besitz über
Das Land Berlin will nach eigenen Angaben den genossenschaftlichen Wohnungsmarkt stärken. Mit 41,8 Millionen Euro fördert das Land Berlin den Ankauf von 422 Wohnungen unweit des Oranienplatzes in Berlin-Kreuzberg durch zwei Genossenschaften. Dadurch sollen die Wohnungen dauerhaft im genossenschaftlichen Besitz bleiben und sozialverträgliche Mieten gewährleisten.
Rot Buckow: Neuköllner Holzbauprojekt mit starker sozialer Vision
Das genossenschaftliche Projekt Rot Buckow setzt in Berlin-Neukölln mit Holzbau, Photovoltaik und begrünten Fassaden neue Maßstäbe. Gleichzeitig wird Inklusion durch barrierefreie Wohnungen und gemeinschaftliche Räume aktiv gelebt.
Hier könnt Ihr mehr über das Projekt in Neukölln lesen
Insel Gartenfeld in Spandau: Bau von 400 genossenschaftlichen Wohnungen geplant
Die Insel Gartenfeld in Berlin-Spandau ist den meisten Menschen außerhalb Berlins vermutlich unbekannt, und selbst innerhalb der Stadtgrenzen dürfte nicht jeder etwas mit dem Begriff anfangen können. In einigen Jahren aber sollen in dem Quartier “Das neue Gartenfeld” rund 10.000 Menschen leben. In einem durch das Unternehmen UTB Projektmanagement GmbH koordinierten Zusammenspiel verschiedener privater, kommunaler und genossenschaftlicher Projektbeteiligter sollen rund 3.700 Wohnungen mit einer Wohnfläche von etwa 370.000 Quadratmetern entstehen. Eine Berliner Baugenossenschaft möchte hier Bau von 400 Mietwohnungen realisieren.
Hier könnt Ihr mehr zum Projekt in Berlin-Spandau erfahren
Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, visit Berlin, Wohnungsgenossenschaft Neukölln eG, SelbstBau e.G, DeO Deimel Oelschläger Architekten GmbH, Kompass-Wohnen, Stadtbürgergenossenschaft, Hanseatische Immobilien Treuhand, Wohnungsbaugenossenschaft „Am Ostseeplatz” eG, Sauerbruch Hutton Gesellschaft von Architekten mbH, UTB Projektmanagement GmbH
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7 Kommentare
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Ich bin ein absoluter Befürworte des genossenschaftlichen Wohnens. Ich wohne seit 10 Jahren in einer Genossenschaftswohnung. Nur ganz marginale Mieterhöhung (Nebenkosten mussten aber wegen steigender Energiepreise erhöht werden). Objekte unserer Genossenschaft sind alle sehr gepflegt und Mieten sind trotzdem sehr günstig. Die Neubaumieten liegen zwar höher als bei den Altbauten, diese sind aber immer noch wenigstens bezahlbar. Kündigungen wegen Eigenbedarf sind bei Genossenschaften übrigens ausgeschlossen!! Ich verstehe daher überhaupt nicht, dass die Unterstützung seitens der Regierung scheinbar erst jetzt mehr Tempo aufnimmt. Als die meisten Genossenschaften Anfang des 20. Jahrhundert gegründet wurden, waren sie ein Eckpfeiler für den notwendigen Bau von Mietwohnungen einer enorm stark wachsenden Stadt. Ich kann daher nur empfehlen, für die Kinder und auch Enkelkinder schon rechtzeitig Genossenschaftsanteile zu zeichnen.
Eine niedrige Mitgliedsnummer wird bei der Wohnungsvergabe i.d.R. bevorzugt.
Suche eine 2 1/2 Zimmerwohnung. Leider kaum eine Chance
Dem kann ich nur im vollen Umfang zustimmen. Wohnst Du in hingegen in einer der landeseigenen Wohnungen, kannst Du ja nie sicher sein, ob diese nicht kurzerhand von der Politik verkauft wird, um mal wieder den Landeshaushalt zu stabilisiern. So geschehen in der 90er und 00er Jahren, als 220.000 landeseigene Wohnungen an Immobilienunternehmen verscherbelt wurden.
Was nützt es wenn man Wohnungen, baut und man bekommt keine, aus folgenden Gründen die Verwaltung,sagen immer man sollte eine Schufa, Auskunft bringen alles gut.aberwenn man ein negativen Eintrag hat wird man gleich abgestempelte man könnte ja die Miete nicht bezahlen,dann Frage ich mich warum sollte man eine Mietschulden Freiheit bringen. Mir ist es 5mal passiert, ich wollte nach britz ziehen weil meine kranke Mutter im Alter von 89 Jahren da wohnt.alles wurde abgelehnt.weil ich ein negativen Eintrag bei der Schufa habe, obwohl ich eine Mietschuldenfreiheit habe.
Alle Politiker sprechen von
Bezahlbaren Wohnungen
Aber keiner nennt einen Preis.
Was ist eine bezahlbare Wohnung ???
In Alt-Hohenschönhausen fußläufig zum Obersee entsteht gerade auch eine neue Genossenschaft, und es sind auch noch Wohnungen frei zu Einzugstermin 2028. Hier wird Wert auf Inklusion, Gemeinschaft und Nachhaltigkeit gelegt. Lage ist der perfekte Mix aus viel Grün aber trotzdem gut angebunden. Bei regelmäßigen Infoterminen kann man sich umfassend über das Projekt informieren. Mehr Infos: https://www.urbancoopberlin.de/projekte/oberseestrasse-110/
Liebe Grüße, eine zukünftige Mitbewohnerin :)
Ich würde sagen „nahezu alles, was es in Berlin gibt“…
Denn bei unter 3% Leerstand werden ja im Grunde alle vorhandenen Wohnungen benutzt und bezahlt.
Sie weisen aber zu Recht auf die Unschärfe des Begriffs hin. Dadurch können fast alle Politiker diesen Begriff nutzen und müssen keine konkreten Angaben machen oder Nachfragen nach der Finanzierung beantworten.
Eine Schuldnerberatung oder Stiftung Warentest würde empfehlen: höchstens 1/3 des Nettoeinkommens für das Wohnen ausgeben. Gilt das auch, wenn der Mieter nur halbtags arbeitet oder nur 1 Tag pro Woche? Soll er dann weniger Fläche nutzen oder wer muss dann die Wohnung billiger machen ?
Man ist beim Wohnen also im Grunde sofort beim Sozialstaat.