Berlin schreibt Umweltgeschichte: Das Abgeordnetenhaus hat am 3. November 2025 das bundesweit erste Klimaanpassungsgesetz, das sogenannte BäumePlus-Gesetz, verabschiedet. Der Beschluss verpflichtet die Hauptstadt, bis 2040 rund 560.000 neue Bäume zu pflanzen und den Umgang mit Stadtnatur grundlegend zu verändern. Das Gesetz gilt als Meilenstein bürgerschaftlichen Engagements und als Vorbild für andere Städte.

Bäume im Berliner Tiergarten

Bis Ende 2027 sollen alle in den vergangenen zehn Jahren gefällten Bäume in Berlin ersetzt sein. Ab diesem Zeitpunkt dürfen Berlinerinnen und Berliner gemeinsam mit Fachbetrieben neue Straßenbäume pflanzen, ein zentraler Bestandteil des BäumePlus-Gesetzes, das mehr Grünflächen und verbindliche Hitze-Aktionspläne für Senat und Bezirke vorsieht. / © Foto: Depositphotos.com

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Nach monatelangen Verhandlungen, intensiver Öffentlichkeitsarbeit und bürgerschaftlichem Druck ist es beschlossen: Das Berliner Abgeordnetenhaus hat das BäumePlus-Gesetz verabschiedet, das erste Klimaanpassungsgesetz Deutschlands. Es basiert auf einem Entwurf der Bürgerinitiative BaumEntscheid Berlin, die das Thema seit Monaten auf die politische Agenda gebracht hatte.

Das Gesetz verpflichtet Land und Bezirke, in den kommenden 15 Jahren rund 560.000 neue Stadtbäume zu pflanzen. Ziel ist es, bis 2040 insgesamt eine Million Bäume in der Hauptstadt zu erreichen. Damit soll Berlin widerstandsfähiger gegenüber Hitze, Dürre und Starkregen werden und gleichzeitig lebenswerter für seine Bewohnerinnen und Bewohner.

CDU, SPD, Grüne und Die Linke stimmen für das BäumePlus-Gesetz in Berlin

Bemerkenswert ist die breite politische Zustimmung: CDU, SPD, Grüne, Linke und ein fraktionsloser Abgeordneter stimmten ohne Gegenstimmen für das Gesetz. Nur die AfD enthielt sich, wie die Berliner Morgenpost berichtet. Der Mitinitiator der Initiative, Heinrich Strößenreuther, sprach von einem „historischen Moment“ und einem Sieg bürgerschaftlichen Engagements.

Auch wenn die Entscheidung parteiübergreifend fiel, war die Debatte im Abgeordnetenhaus laut der Berliner Morgenpost lebhaft. Während die Koalition den Kompromiss mit der Bürgerinitiative als Erfolg feierte, kritisierten Grüne und Linke geplante Kürzungen im Umweltetat. Sie forderten, die Glaubwürdigkeit der Klimapolitik müsse sich auch in der Haushaltsplanung widerspiegeln.

Neue Regeln ab 2026: Für jeden gefällten Baum müssen drei neue gepflanzt werden

Das Gesetz legt klare Verpflichtungen fest. Ab Mai 2026 muss die Berliner Baumschutzverordnung angepasst werden, dann gilt die 1-zu-3-Regel: Für jeden gefällten Baum müssen drei neue gepflanzt werden. Gleichzeitig tritt ein Berücksichtigungsgebot in Kraft, das Bauprojekte auf ihre Verträglichkeit mit dem Klimaanpassungsziel prüft.

Ab 2027 dürfen Bürgerinnen und Bürger Baumscheiben bepflanzen oder neue Bäume über Fachbetriebe anpflanzen lassen. Zudem sollen in stark versiegelten Stadtgebieten rund 170 sogenannte „Hitzeviertel“ ausgewiesen werden, in denen durch Entsiegelung und Begrünung „Kühlinseln“ entstehen.

Milliardenprogramm für Berlins Stadtgrün: Neue Pflanzmethoden sollen Kosten senken

Die Umsetzung des Programms ist langfristig angelegt und mit hohen Kosten verbunden. Nach aktuellen Schätzungen sollen die Maßnahmen über 15 Jahre rund 3,2 bis 4 Milliarden Euro kosten. Finanziert werden soll das Programm teils aus dem Sondervermögen des Bundes.

Um die Kosten zu senken, setzt das Konzept auf neue Pflanzmethoden. Statt ausgewachsener Bäume werden künftig Setzlinge und Wurzelsprossen verwendet, die durch standardisierte Pflegeverfahren binnen zehn Jahren dieselbe Wirkung erzielen sollen. Für die Jahre 2026 und 2027 sind im Landeshaushalt zunächst 14 und 40 Millionen Euro eingeplant.

BäumePlus-Gesetz hat bundesweiten Vorbildcharakter für Klimaanpassung

Die Initiative BaumEntscheid Berlin spricht von einem Gesetz mit „bundesweitem Vorbildcharakter“. Während viele Städte über Klimaanpassung diskutierten, setze Berlin nun verbindliche Regeln mit klarer Finanzierung und wissenschaftlicher Begleitung. Ein Beirat soll die Umsetzung überwachen und regelmäßig Gutachten vorlegen.

Für Berlin markiert das BäumePlus-Gesetz einen Wendepunkt. Es verpflichtet Politik und Verwaltung, bei jeder Bau- und Infrastrukturmaßnahme den Klimaschutz als Maßstab zu berücksichtigen. Gleichzeitig zeigt es, wie stark Bürgerengagement die Stadtpolitik prägen kann, ein Signal, das weit über die Hauptstadt hinaus wirkt.

Quellen: BaumEntscheid Berlin, Berliner Morgenpost, Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt

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2 Kommentare

  1. Löwe 3. November 2025 at 17:36 - Reply

    Ich empfehle sich die Pflanzung hier anzusehen und das Wissen darüber in diese Aktion zu integrieren.

    Die Tesla Gigafactory Grünheide hat im Jahr 2024 eine beeindruckende Zahl von einer Million Bäumen gepflanzt. https://insidetesla.de/tesla-gigafactory-gruenheide-eine-million-baeume

  2. yolo 3. November 2025 at 23:12 - Reply

    An sich ja eine gute Idee, aber ohne klare Idee zur Umsetzung sehe ich das nicht kommen. In Berlin fehlt Geld und Fläche für so ein Vorhaben. Und wenn es dann heißt, Parkplätze sollen dabei nicht dran glauben, dann stellt sich die Frage, was denn sonst?

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