Das Freiheits- und Einheitsdenkmal vor dem Humboldt Forum ist seit Jahren unvollendet und umstritten. Verzögerungen, Insolvenzen und Diskussionen um Genehmigungen haben das Projekt festgefahren. Nun erinnert eine unfreiwillige Langzeit-Dokumentation an die wechselvolle Geschichte der sogenannten „Wippe der Nation“. Der Film ist ab sofort frei zugänglich.

Visualisierung des Einheitsdenkmals in Mitte.

Verzögerungen hat es beim Bau des Einheitsdenkmals in Berlin-Mitte in den vergangenen Jahren genug gegeben. Bis 2026 soll hier das Denkmal jedoch endlich stehen und der Visualisierung entsprechend aussehen. /© Visualisierung: Milla & Partner

© Visualisierungen: Milla & Partner
© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT

 

Vor dem Humboldt Forum in Berlin-Mitte sollte längst ein nationales Symbol stehen: eine 50 Meter lange begehbare Wippe. Sie soll an die friedliche Revolution von 1989 und die Wiedervereinigung erinnern. Doch mehr als zwanzig Jahre nach dem Bundestagsbeschluss ist das Denkmal weiterhin unvollendet. Bislang existiert nur der Sockel, das zentrale Bauteil lagert in Nordrhein-Westfalen.

Die Gründe für die Verzögerungen sind vielfältig. Genehmigungsstreitigkeiten, technische Uneinigkeiten und Insolvenzen mehrerer beteiligter Firmen haben den Bau immer wieder zum Stillstand gebracht. Auch die Kosten sind gestiegen und liegen inzwischen bei mehr als 17 Millionen Euro.

Dokumentarfilm beleuchtet die Geschichte des Einheitsdenkmals

Am 1. Oktober widmete sich das DDR Museum in Berlin der wechselvollen Entwicklung des Projekts. Gezeigt wurde an diesem Abend erstmalig der Dokumentarfilm Baustelle der Einheit von Jens Becker und Dietmar Ratsch. Der Film verfolgt die Geschichte des Denkmals vom Wettbewerbsentwurf „Bürger in Bewegung“ des Architekturbüros Milla & Partner bis zur heutigen Situation.

Der Film zeigt eindrucksvoll den langen, mühsamen und komplexen Weg zum Bau des Denkmals, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Dabei ist auch zu sehen, dass mehr als 80 Prozent der Schalenkonstruktion mittlerweile fertiggestellt sind, doch das verantwortliche Stahlbauunternehmen ist in die Insolvenz gerutscht.

Auch das Büro Milla & Partner, das verdeutlicht der Film, hat immer wieder damit zu kämpfen gehabt, dass das Projekt länger und länger wurde, die Kosten immer mehr aus dem Ruder liefen. Dabei sind die veranschlagten 17 Millionen Euro, die das Projekt ursprünglich kosten sollte, eigentlich kein Wert, der – gemessen an Berliner Kulturbauvorhaben wie der Komischen Oper oder dem Museum „berlin modern“ – völlig maßlos erscheint.

„Wippe der Nation“: Warum das Freiheits- und Einheitsdenkmal so umstritten ist

Von Beginn an war das Denkmal nicht unumstritten. Manche hielten den Zeitpunkt für verfrüht, andere sahen keinen Grund für ein Festmonument. In der Öffentlichkeit hat sich inzwischen der Spitzname „Wippe der Nation“ durchgesetzt, was Architekt Milla im Film mehrfach kritisiert. Er bevorzugt den Vergleich mit einer Waage, wie er sagt. Die Form jedenfalls soll Bewegung und Beteiligung symbolisieren, doch die Diskussionen um Bau, Kosten und Betrieb begleiten das bislang unvollendete Projekt bis heute.

Auch bleibt die Zukunft offen. Die Bundesregierung hält an dem Ziel fest, die Wippe bis 2026 aufzustellen. Ob dieser Zeitplan angesichts laufender Insolvenzverfahren eingehalten werden kann, ist fraglich. Das Denkmal steht damit weiterhin exemplarisch für die Schwierigkeiten, große öffentliche Bauprojekte in Deutschland zu realisieren. Der nun veröffentlichte Film ist, auch ohne fertiggestellte Wippe, sehr sehenswert:

© Visualisierung: RBB / ARD

Quellen: DDR Museum Berlin, Milla & Partner, Architektur Urbanistik Berlin, Heinrich Rohlfing GmbH, Pluta Rechtsanwälte

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