In Neu-Hohenschönhausen sorgt ein Bauvorhaben der landeseigenen HOWOGE für Streit. Im Innenhof der Barther Straße sollen 180 neue Wohnungen entstehen, doch Anwohnende und Teile der Bezirkspolitik lehnen das Projekt ab. Während die HOWOGE auf bezahlbaren Wohnraum verweist, fürchten Kritiker den Verlust wichtiger Grünflächen und sozialer Rückzugsräume.

© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Singlespeedfahrer, CC0

 

Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE plant im Ostseeviertel von Neu-Hohenschönhausen den Bau von rund 180 Wohnungen. Auf einem Innenareal der Barther Straße 17-18 soll ein Ensemble aus drei achtgeschossigen Gebäuden entstehen. Neben Wohnungen sind eine Kita für rund 60 Kinder und ein Nachbarschaftstreff geplant.

Etwa die Hälfte der Wohnungen soll gefördert und damit auch für Menschen mit geringerem Einkommen bezahlbar bleiben. Das Projekt, entworfen von ZOOMARCHITEKTEN, soll in Holzhybridbauweise und im KfW-40-Standard entstehen. Ziel sei eine „behutsame Ergänzung des Quartiers“ und eine ökologische Aufwertung der Freiflächen, so die HOWOGE.

Streit um Innenhofbebauung in Neu-Hohenschönhausen: Anwohnende und Linke lehnen HOWOGE-Pläne ab

Doch das Vorhaben ist umstritten. Anwohnende und Teile der Lokalpolitik befürchten, dass mit dem Neubau eine der letzten größeren Grünflächen im dicht bebauten Neu-Hohenschönhausen verloren geht. Der Innenhof, der derzeit als Erholungsraum und Begegnungsfläche dient, soll künftig nahezu vollständig bebaut werden.

Die Lichtenberger Bezirksfraktion der Linken kritisiert die Pläne scharf. Sie sieht in dem Projekt ein Beispiel für eine Politik, die „unter dem Motto Bauen, bauen, bauen!“ den Erhalt gewachsener Nachbarschaften und ökologisch wichtiger Flächen vernachlässige. Der Innenhof müsse als grüner Treffpunkt und Klimazone erhalten bleiben, heißt es von der Fraktion.

Bezirk Lichtenberg warnt vor weiterer Verdichtung in Neu-Hohenschönhausen

Auch aus der Bezirksverwaltung kommen kritische Stimmen. In offiziellen Stellungnahmen heißt es, der Stadtteil Neu-Hohenschönhausen sei bereits stark verdichtet und weise eine hohe Bevölkerungsdichte sowie einen niedrigen Sozialindex auf. Statt zusätzlicher Wohnbebauung seien vielmehr Investitionen in die Aufwertung der bestehenden Infrastruktur notwendig.

Vorgeschlagen werden neue Aufenthaltsflächen, Spielplätze und Begegnungsorte. Eine weitere Verdichtung durch Innenhofbebauung, so die Position des Bezirksamtes, könne die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner weiter einschränken.

CDU fordert mehr Bürgerbeteiligung und ausgewogene Planung in Hohenschönhausen

Auch die CDU im Bezirk beobachtet die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Grundsätzlich befürwortet sie den Bau bezahlbarer Wohnungen, warnt aber vor einseitigen Planungen, die die Bedürfnisse der Anwohnenden übergehen. CDU-Abgeordnete Danny Freymark und Martin Pätzold fordern mehr Transparenz und Beteiligung bei Projekten dieser Größenordnung.

Zugleich kritisieren sie die Verkehrspolitik des Bezirks, die ihrer Ansicht nach zu stark auf Einschränkungen des Autoverkehrs setze. Eine funktionierende Mobilität sei auch in Hohenschönhausen ein wichtiger Faktor für lebenswerte Quartiere, so die CDU-Vertreter.

HOWOGE verteidigt Neubaupläne in Neu-Hohenschönhausen als Beitrag zu bezahlbarem Wohnen

Die HOWOGE verteidigt ihr Vorhaben. Das Projekt an der Barther Straße sei Teil der Strategie, bezahlbaren Wohnraum in Berlin zu schaffen und dabei moderne Standards des nachhaltigen Bauens zu erfüllen. Durch extensive Dachbegrünung, Photovoltaikanlagen und barrierefreie Zugänge solle ein „ökologisch wie sozial ausgewogenes“ Quartier entstehen.

Zudem betont das Unternehmen, dass der Entwurf aus einem transparenten Vergabeverfahren hervorgegangen sei und Bürgerbeteiligung stattgefunden habe. Änderungen im Detail seien weiterhin möglich, um Anregungen aus dem Umfeld zu berücksichtigen.

Konflikt um Barther Straße zeigt Spannungen in Berlins Stadtentwicklung

Der Streit um die Barther Straße verdeutlicht einmal mehr die Herausforderungen der Berliner Stadtentwicklung: zwischen Nachverdichtung, Klimaschutz und sozialer Verantwortung. Während die HOWOGE bezahlbare Wohnungen schaffen will, sehen Anwohnende und Bezirksvertreter den Verlust gewachsener Strukturen.

Ob und wann das Projekt umgesetzt wird, bleibt offen. Sicher ist nur: Das Vorhaben steht stellvertretend für die wachsende Spannung zwischen Wohnungsbedarf und Lebensqualität in den Großsiedlungen der Hauptstadt.

 

Quellen: Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, HOWOGE, ZOOMARCHITEKTEN, Die Linke, CDU-Hohenschönhausen

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