Das Großprojekt Krampnitz in Potsdams Norden gerät ins Wanken. Die geplante Straßenbahnstrecke, zentrale Voraussetzung für den künftigen Stadtteil mit bis zu 10.000 Einwohnern, droht sich deutlich zu verzögern. Steigende Kosten, Klagen und planerische Probleme gefährden den ambitionierten Zeitplan.

Eingerüstetes Gebäude am Stadtquartier Krampnitz.

Auf 140 Hektar entstehen in Krampnitz rund 4.900 Wohnungen für bis zu 10.000 Menschen, ergänzt durch Kitas, Schulen und bis zu 3.000 Arbeitsplätze. Die Entwicklung des Quartiers soll sich über die kommenden 10 bis 15 Jahre erstrecken. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Die Verlängerung der Potsdamer Straßenbahnlinie nach Krampnitz könnte sich bereits vor dem Baustart verzögern. Der Verkehrsbetrieb ViP nennt inzwischen keinen konkreten Termin mehr für die Inbetriebnahme. Ursprünglich war das Jahr 2029 vorgesehen, nun bleibt offen, ob dieser Zeitplan zu halten ist.

Hintergrund sind Probleme mit dem Denkmalschutz, mögliche Klagen von Anwohnerinnen und Anwohnern sowie die Kündigung des bisherigen Planungsbüros. Auf Anfrage des Tagesspiegels teilte der Verkehrsbetrieb mit, das Projekt befinde sich derzeit im Planfeststellungsverfahren. Erst nach dessen Abschluss könne ein neuer Zeitplan erstellt werden. Zwischen der Landeshauptstadt und den Projektpartnern laufen nach Angaben der ViP seit August intensive Gespräche zur Fortführung.

Tram als Schlüsselprojekt: Ohne Straßenbahn kann Krampnitz nicht vollständig bezogen werden

Die Straßenbahnverlängerung gilt als zentrale Voraussetzung für den neuen Stadtteil Krampnitz, in dem künftig bis zu 10.000 Menschen leben sollen. Ohne Tram-Anbindung darf das Quartier nur zur Hälfte bezogen werden. Der Grund dafür, ist dass die derzeitige Busanbindung bei voller Auslastung die Bundesstraße überlasten würde.

Damit steht nicht nur die Mobilität, sondern auch die Finanzierung des Gesamtprojekts auf dem Spiel. Der kommunale Entwicklungsträger Potsdam hat die Infrastruktur in Krampnitz vorfinanziert, eine längere Verzögerung würde die Kalkulation erheblich belasten.

Krampnitz-Tram: Steigende Baukosten und Lieferprobleme verzögern Projektfortschritt

Neben dem Zeitplan bereiten auch die steigenden Kosten Sorge. Während die Straßenbahnverlängerung 2023 noch mit rund 170 Millionen Euro veranschlagt wurde, liegen aktuelle Schätzungen eines Berichts der Märkischen Allgemeine inzwischen bei mindestens 260 Millionen Euro. Die Summe umfasst nicht nur die Strecke nach Krampnitz und Fahrland, sondern auch den zweigleisigen Ausbau entlang der Nedlitzer Straße, den barrierefreien Umbau der Haltestellen sowie Gleisverlegungen in der Friedrich-Ebert-Straße und der Heinrich-Mann-Allee.

Auf Nachfrage des Tagesspiegels erklärte der Verkehrsbetrieb, die genannte Zahl sei „nicht ganz korrekt“, ohne jedoch eigene Kostenschätzungen zu nennen. Zudem verzögert sich die Lieferung neuer Straßenbahnen vom Typ Tramlink. Von den ursprünglich für 2025 geplanten zehn Fahrzeugen sind bislang nur zwei eingetroffen. Einen neuen Starttermin für den Regelbetrieb gibt es nicht.

Neuer Stadtteil im Potsdamer Norden: 4.900 Wohnungen und autoarmes Mobilitätskonzept geplant

In Krampnitz entstehen auf 140 Hektar rund 4.900 Wohnungen für bis zu 10.000 Bewohnerinnen und Bewohner. Ergänzt wird das Projekt durch Schulen, Kitas, Gewerbeflächen und ein Nahversorgungszentrum. Bereits Ende 2025 sollen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner einziehen.

Die Straßenbahn ist dabei mehr als nur ein Verkehrsmittel – sie gilt als Rückgrat des klimaneutralen Quartiers. Das Mobilitätskonzept sieht eine autoarme Erschließung vor, mit Vorrang für Fuß- und Radverkehr. Ohne die Tram aber droht das Großprojekt seinen nachhaltigen Anspruch zu verlieren und seine städtebauliche Wirkung einzubüßen.

Das Straßenbahnprojekt nach Krampnitz steht exemplarisch für die Herausforderungen moderner Stadtentwicklung: steigende Kosten, komplexe Genehmigungsverfahren und hohe Abhängigkeit zwischen Infrastruktur und Wohnungsbau. Für Potsdam bedeutet das: Der neue Stadtteil im Norden wird wachsen – aber möglicherweise langsamer als geplant.

Entwürfe über das Stadtquartier und wie es aussehen soll.

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Quartier Krampnitz Presserundgang

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Quellen: Landeshauptstadt Potsdam, Krampnitz, Pro Potsdam, Entwicklungsträger Potsdam GmbH, BUWOG, Stadt Potsdam, Tagesspiegel

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