Zwei Berliner Bauwerke stehen im Finale des DAM-Preises 2026. Mit dem Zentrum für Kunst und Urbanistik in Moabit und der Doppelschule an der Allee der Kosmonauten zeigen zwei sehr unterschiedliche Projekte, wie Architektur auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren kann und neue Wege für Gemeinschaft, Bildung und Nachhaltigkeit eröffnet.
Doppelschule Allee der Kosmonauten
ZK/U (Zentrum für Kunst und Urbanistik)
© Titelbild: Zentrum für Kunst und Urbanistik, Berlin / Foto: Peter Grundmann
Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt hat die Finalisten für den DAM-Preis 2026 bekannt gegeben. Unter den fünf ausgewählten Projekten befinden sich zwei Bauwerke aus Berlin. Die renommierte Auszeichnung würdigt seit 2007 herausragende Architektur in Deutschland und wird 2026 zum zehnten Mal in Kooperation mit dem Unternehmen JUNG vergeben. Die Jury arbeitet in mehreren Stufen, um die überzeugendsten Entwürfe zu bestimmen.
Mit dem Zentrum für Kunst und Urbanistik in Moabit und der Doppelschule an der Allee der Kosmonauten stehen zwei Projekte im Mittelpunkt, die den städtischen Wandel auf unterschiedliche Weise zeigen. Beide Bauwerke verbinden funktionale Anforderungen mit gesellschaftlicher Offenheit und verdeutlichen, wie Architektur neue Formen des Lernens, Arbeitens und Zusammenlebens schaffen kann.
Zentrum für Kunst und Urbanistik in Moabit: Alte Mauern und neue Ideen

Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U) in Berlin-Moabit. Das Architekturbüro Peter Grundmann Architekten erweiterte den ehemaligen Güterbahnhof. Der Umbau verbindet industrielle Substanz mit zeitgenössischer Architektur und schafft Räume für Kunst, Stadtforschung und Nachbarschaftsarbeit. / © Foto: Yizhi Wang
Das Zentrum für Kunst und Urbanistik wurde 2012 in einem ehemaligen Güterbahnhof gegründet. Schon bald reichte der Platz für das wachsende Programm aus Kunst, Stadtforschung und Nachbarschaftsprojekten nicht mehr aus. Das Büro Peter Grundmann Architekten entwickelte deshalb 2016 ein Konzept, das den Bestand erweitert, ohne den umliegenden Park zu beeinträchtigen. Statt anzubauen, erhielt das alte Lagerhaus ein zusätzliches Geschoss.
Die neue Struktur umhüllt die alten Ziegelwände, die bewusst sichtbar bleiben. Eine verglaste Stahlskelettkonstruktion öffnet das Gebäude nach außen und schafft helle Räume. Im Erdgeschoss entstanden großzügige Flächen für Veranstaltungen, während Außentreppen zu Laubengängen und einer großen Dachterrasse führen. So entsteht ein offenes Ensemble, das Kunst, Nachbarschaft und Nachhaltigkeit verbindet und den industriellen Charakter des Bestands bewahrt.
Doppelschule an der Allee der Kosmonauten in Marzahn-Hellersdorf: Ein Campus für neue Lernformen

Doppelschule an der Allee der Kosmonauten in Berlin-Marzahn-Hellersdorf. Der von PPAG architects entworfene Campus vereint eine Integrierte Sekundarschule und ein Gymnasium. Der Bau folgt dem Berliner Compartment-Modell und bietet mit offenen Lernbereichen und nachhaltiger Bauweise neue Perspektiven für das schulische Miteinander. / © Foto: janbitter.de
Auch die Doppelschule von PPAG architects zeigt, wie zeitgemäße Architektur auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren kann. Auf einem fast 38.000 Quadratmeter großen Gelände entstand ein Campus, der eine Integrierte Sekundarschule und ein Gymnasium vereint. Grundlage ist das Berliner Compartment-Modell, das Klassenzimmer, Gruppenräume und offene Lernbereiche miteinander verbindet und so vielfältige Lernformen ermöglicht.
Fünf sternförmig angeordnete Baukörper umschließen die zentralen Sporthallen und schaffen eine klare, gut orientierbare Struktur. Fassade und Innenräume sind Teil des pädagogischen Konzepts, das den Schülern Raum für Eigeninitiative und gemeinsames Arbeiten bietet. Der Bau, ursprünglich als Holzstruktur geplant, wurde aus wiederverwendbaren Massivbauteilen errichtet und erfüllt hohe Nachhaltigkeitsstandards. Mit Platz für rund 1.600 Schülerinnen und Schüler ist ein Lernort entstanden, der Offenheit und Gemeinschaft fördert.
Preiswürdige Architektur in Berlin: Räume für Zukunft und Gesellschaft
Im vergangenen Jahr ging der DAM-Preis schon einmal nach Berlin: Das Spore Haus von AFF Architekten in Neukölln überzeugte die Jury mit seiner robusten Materialität, nachhaltigen Bauweise und sozialräumlichen Offenheit. Das Gebäude fungiert als kultureller und gemeinschaftlicher Treffpunkt und zeigt, wie Architektur soziale Verantwortung und ästhetische Qualität verbinden kann.
Dass nun erneut zwei Berliner Projekte im Finale stehen, unterstreicht die kreative und zukunftsorientierte Rolle der Hauptstadt in der deutschen Architekturlandschaft. Sowohl das Zentrum für Kunst und Urbanistik als auch die Doppelschule verbinden Funktionalität mit sozialer Verantwortung. Beide Bauten schaffen Räume, die Stadt, Bildung und Kultur neu denken und verdeutlichen, dass gute Architektur immer auch Teil einer lebendigen Stadtgesellschaft ist. Ob sich eines der Projekte gegen die drei weiteren Finalisten aus München und Köln durchsetzen können, wird sich am 30. Januar 2026 bei der Verleihung des DAM-Preises im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt zeigen.
Quellen: competitionline Verlag, Deutsches Architekturmuseum (DAM), Zentrum für Kunst und Urbanistik, HOWOGE
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