Vom Mahnmal zum lebendigen Erinnerungsort: Die Stiftung Exilmuseum bespielt die Portalruine am Anhalter Bahnhof im Rahmen der Ausstellungsreihe „An der Ruine“ mit künstlerischen Installationen. Den Auftakt macht am 14. November Nathan Coleys Textskulptur „I Don’t Have Another Land“.

Der Anhalter Bahnhof im Jahr 1910. Heute entsteht an der Portalruine ein neuer Erinnerungs- und Kunstort, der mit Ausstellungen und Installationen auf das zukünftige Exilmuseum hinführt. / © Foto: Wikimedia Commons, Waldemar Franz Hermann Titzenthaler
© Foto Titelbild: Stiftung Exilmuseum Berlin, René Arnold
© Foto: Wikimedia Commons, Waldemar Franz Hermann Titzenthaler
Die Stiftung Exilmuseum Berlin startet mit „An der Ruine“ eine neue Ausstellungsreihe an der Portalruine des historischen Anhalter Bahnhofs in Berlin-Kreuzberg. Künstlerische Installationen sollen den Ort und seine Geschichte beleuchten und zugleich den Exil-Begriff in die Gegenwart tragen. Am 14. November 2025 startet die Reihe mit der beleuchteten Textskulptur „I Don’t Have Another Land“ des schottischen Künstlers Nathan Coley von 2022.
Ziel der Stiftung ist es, bis zur Eröffnung des Exilmuseums in der Fasanenstraße 24 einen öffentlich zugänglichen Erinnerungs- und Kunstort zu schaffen. Damit soll der Anhalter Bahnhof – einst einer der größten Bahnhöfe Europas und Schauplatz von Flucht, Verfolgung und Deportation – wieder stärker ins städtische Gedächtnis Berlins rücken.
Anhalter Bahnhof im Zweiten Weltkrieg: Ausgangspunkt für Flucht und Deportation
Der Anhalter Bahnhof war ab 1933 Ausgangspunkt unzähliger Fluchten ins Exil, aber auch Ort systematischer Deportationen: Zwischen 1941 und 1943 wurden mehr als 9.600 Berliner Jüdinnen und Juden von dort aus in Ghettos und Konzentrationslager verschleppt. Heute ist von der einstigen Bahnhofshalle nur noch das Portal erhalten.
Mit der neuen Reihe soll der historische Ort nicht nur als Mahnmal dienen, sondern stärker als lebendiger erinnerungskultureller Raum genutzt werden. Der Anhalter Bahnhof soll so zu einem neuen Forum für Ausstellungen, Diskussionen und künstlerische Reflexion werden. Die Projektpartner Deutsche Bahn AG und die Heinz und Heide Dürr Stiftung unterstützen dieses Vorhaben.
Auftakt mit beleuchteter Textskulptur „I Don’t Have Another Land“ von Nathan Coley
Nathan Coleys Textskulptur „I Don’t Have Another Land“ basiert auf einem Graffiti, das der Künstler Mitte der 2000er-Jahre in Jerusalem entdeckte. Man kann die Skulptur laut der Stiftung Exilmuseum auf verschiedene Weisen interpretieren. Deshalb eigne sie sich besonders, um Gespräche über Geschichte und Gegenwart anzustoßen. Der 1967 in Glasgow geborene Künstler ist international für seine Arbeiten bekannt, die den öffentlichen Raum als Resonanzraum für gesellschaftliche Themen nutzen.
Ruth Ur, Direktorin der Stiftung Exilmuseum, betont: „Ich freue mich, dass wir Nathan Coleys berühmtes Kunstwerk ‚I Don’t Have Another Land‘ erstmals in Deutschland zeigen können, insbesondere an einem Ort, der für Exil und Deportation während des Nationalsozialismus steht. Die Installation wirft drängende Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung auf – Themen, die heute so aktuell sind wie lange nicht.“
„An der Ruine“ schafft öffentlichen Erinnerungs- und Kunstort am Anhalter Bahnhof
Die Eröffnungsveranstaltung der neuen Reihe findet am 14. November um 16:30 Uhr statt. Mit „An der Ruine“ verfolgt die Stiftung weiterhin das übergeordnete Ziel, Exil- und Fluchtgeschichten während der NS-Zeit sichtbar zu machen und ihre Bedeutung für die Gegenwart aufzuzeigen.
Quellen: Stiftung Exilmuseum Berlin, Studio Nathan Coley
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