In der Burgsdorfstraße im Berliner Wedding hat im Oktober 2025 der Abriss eines seit Jahren verfallenden Wohnhauses begonnen. Die Ruine galt lange als Symbol für Stillstand, juristische Streitigkeiten und die komplexe Balance zwischen Stadtentwicklung und Artenschutz. Jetzt fällt das Gebäude Stück für Stück.
Seit Oktober laufen die Abrissarbeiten an dem verlassenen Gebäude in der Burgsdorfstraße 1 in Wedding. Auf Kosten des Bezirks Mitte wird das Haus zurück gebaut. Derzeit ist noch offen, was danach entstehen soll. / Foto links: ENTWICKLUNGSSTADT / Foto rechts: ENTWICKLUNGSSTADT
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT
Nach Jahren der juristischen Auseinandersetzungen wird das einsturzgefährdete Wohnhaus in der Burgsdorfstraße 1 nun tatsächlich abgerissen. Seit Oktober sind auf dem Gelände die Arbeiten im Gange. Von der Straße aus ist gut zu sehen, wie die oberste Etage des Gebäudes bereits abgetragen wird. Stück für Stück trägt ein Bagger die Wände und Decken ab, das Haus fällt langsam in sich zusammen.
Das marode Gebäude war über viele Jahre hinweg ein Ärgernis im Kiez. Bereits 2004 musste ein Seitenflügel aus Sicherheitsgründen gesperrt werden, 2017 erklärte ein Gutachten das gesamte Haus für einsturzgefährdet. Die Straße wurde daraufhin großflächig gesperrt und das verfallene Haus mit seinen leeren Fensterhöhlen und dem Baum, der aus dem Dach wuchs, prägte jahrelang das Straßenbild.
Artenschutz stoppt Abriss in der Burgsdorfstraße: Fledermäuse und Spatzen verzögern Rückbau
Mehrfach hatte das Bezirksamt Mitte versucht, den Abriss durchzusetzen. Die Eigentümerin wehrte sich jedoch juristisch gegen die Anordnungen. 2018 verpflichtete sie sich vor Gericht, das Haus zu sanieren, umgesetzt wurde dies nie. Stattdessen verschlechterte sich der Zustand weiter.
Erst im Sommer 2025 griff der Bezirk durch und beauftragte eine Fachfirma mit dem Rückbau. Doch kaum hatten die vorbereitenden Arbeiten begonnen, stoppte der Artenschutz die Maßnahme. In der Ruine lebten Fledermäuse, Mauersegler und Spatzen, die während der Brutzeit nicht gestört werden dürfen. Ein Naturschutzgutachten bestätigte die Besiedlung, und die Senatsverwaltung für Umwelt ordnete einen Aufschub bis nach Ende der Brutzeit an. Erst nachdem die Gutachten ausgewertet waren, konnte der Bezirk im Herbst mit den Abrissarbeiten fortfahren.
Abriss im Wedding schreitet voran: Burgsdorfstraße soll bis Jahresende wieder geöffnet werden
Vor Ort zeigt sich nun der sichtbare Fortschritt: Die oberen Etagen des Gebäudes sind bereits abgetragen, im Inneren ist die Bausubstanz weitgehend zerstört. Der Abriss soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Danach könnte auch die seit Jahren gesperrte Burgsdorfstraße wieder freigegeben werden.
Für die Nachbarschaft bedeutet der Abriss eine spürbare Entlastung. Die Sperrung der Straße und der Zustand der Ruine hatten den Alltag über Jahre erschwert. Anwohnende berichteten von Rattenbefall, eingeschränkter Mobilität und sinkender Aufenthaltsqualität. Auch Gewerbetreibende, darunter das nahe gelegene Prime Time Theater, klagten über Umsatzeinbußen.
Bezirksamt Mitte übernimmt Abrisskosten: Zukunft des Grundstücks noch offen
Bezirksstadtrat Ephraim Gothe betonte, der Abriss sei überfällig gewesen, um die Sicherheit wiederherzustellen. Da die Eigentümerin ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen sei, habe der Bezirk die Kosten selbst übernommen. Der Rückbau sei Voraussetzung, um die Sperrung endlich aufzuheben und eine neue Nutzung des Grundstücks zu ermöglichen.
Noch ist unklar, was auf dem Grundstück entstehen soll. Das Bezirksamt Mitte hat bislang keine konkreten Planungen vorgelegt. In der Nachbarschaft wird auf sozialen Wohnungsbau oder eine gemischte Nutzung gehofft, da das Areal zentral am Leopoldplatz liegt und sich für eine Neubebauung eignet. Mit dem laufenden Abriss endet ein Kapitel, das den Wedding fast zwei Jahrzehnte beschäftigt hat. Das Gebäude in der Burgsdorfstraße 1 steht sinnbildlich für langwierige Verfahren, den Konflikt zwischen Eigentumsrechten, Naturschutz und öffentlichem Interesse.
Quellen: Bezirksamt Mitte, Weddingweiser, Tagesschau, Berliner Morgenpost
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Wieder ein tolles Gründerzeit Haus wegradiert !Der Senat produziert Leerstand.